Erinnerungen an die Rückert-Schule

von Ursula Bröcheler-Pilling

Kinder der Rückertschule

Kinder der 4. Klasse mit Fräulein Geisthardt am Albertsplatz (1955)

Wiedermal in Coburg, machte ich mich auf den Weg – vielleicht den Einstieg in die Vergangenheit zu finden. Schon lange hegte ich den Wunsch noch einmal durch die Flure meiner Schule zu gehen, in die ich 1951 eingeschult wurde, in die Rückertschule.

An einem Freitagmittag versuchte ich es, und die Tür öffnete sich, ich hatte Glück und trat ein. Angespannt begab ich mich über die Treppe in die erste Etage. Im ganzen Gebäude Ruhe, doch dann ein Geräusch und plötzlich stand eine Dame vom Hausmeister-Service vor mir. Ich machte mich bekannt und trug meinen Wunsch vor, die Schule noch einmal zu riechen, zu spüren, zu sehen. Die Dame war offen und zugänglich und bereit mir meinen Wunsch zu erfüllen. Es war ein wundervolles Gefühl die alte Klasse, meine Klasse, und andere Räume zu betreten.

Die Aula – ein Relkit der Vergangenheit

Das Highlight war die Aula – alt und ehrwürdig, ein Relikt der Vergangenheit, ein unveränderter wundervoller Raum. Die bemalten Wände, die Holzdecke,  das Parkett, das Klavier, alles, alles noch wie vor mehr als fünfzig Jahren; und dann ich glaube – ich höre ihn, den Schulchor unter der Leitung unseres Musiklehrers Herrn Hoffmann. Mozart stand auf dem Plan, Schlafe mein Prinzchen – Kleine Blumen, kleine Blätter … ja, schön war es.

„Und jetzt bringe ich sie in den Keller, kommen sie“, sagt die freundliche Begleitung. Das Bild der Vergangenheit deckt sich mit dem der Gegenwart. Die Treppe hinab durch die Doppelflügeltür, hell erleuchtet der Keller vor mir, früher ein dunkles Etwas. Hier unten gab es in den frühen 50er Jahren Schulspeisung, Quäkerspeise von den Amerikanern. Damals für viele Familien eine gerne angenommene Unterstützung bezüglich ausreichender Ernährung ihrer Kinder. Da sah man auf dem Weg zur Schule viele Kinder mit einem Aluminiumtopf am Tornister.

Auch waren hier unten im Keller zeitweilig zwei Klassenräume für katholische Buben eingerichtet, für Kinder aus der Heiligkreuz-Schule. In meiner Schule wurden Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet, jede Gruppe hatte ihren eigenen Pausenhof und von dem Bubenpausenhof war nochmals ein kleines Areal abgetrennt, für die katholischen Jungen.

Die Räume mit den Landkarten, Tierpräparaten, Naturkunde und Geschichtsmaterial weckten viele Erinnerungen an die alte Zeit. Gerne bin ich in diese Schule gegangen; wir hatten wunderbare Lehrer/-innen. Unsere 1. Klasse mit Frl. Geisthardt, Frl. Weinardt und Aue, Herrn Progner und Rektor Stubenrauch.

Bedanken möchte ich mich bei der Dame vom Hausmeister-Service und einer Lehrerin die sich dazu gesellte, daß sie mir die Möglichkeit gaben, in die Vergangenheit einzusteigen, noch einmal in die alte Zeit rein zu riechen. Es war ein wundervolles Erlebnis.