Auf der Nordseite des Schlossplatzes liegt neben dem Landestheater das Gebäude der Industrie- und Handelskammer, das sogenannte Palais Edinburgh. Das Haus wurde 1845 / 46 für den Reitstallmeister und Adjutanten Max von Wangenheim als „Wangenheim-Palais“ auf dem Gelände des vom Prinzen Friedrich Josias von Sachsen-Coburg und Saalfeld angelegten Prinzengartens errichtet. Bereits 1857 erfolgte ein Umbau durch den Baumeister Vinzenz Fischer-Birnbaum. 1865 erwarb der zweite Sohn der englischen Königin Viktoria, Prinz Alfred, Duke of Edinburgh und späterer Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha das Anwesen am Schlossplatz. Ab 1866 ließ er das Gebäude von dem Architekten Georg Rothbart aufstocken und zu einem modernen Wohnhaus umbauen. Aufgrund der häufigen Abwesenheit Alfreds, zogen sich die Bauarbeiten bis 1874 hin. Sieben Jahre später erfolgte der Anbau eines Ostflügels zur Allee hin, den der Sohn Georg Rothbarts, Hans, konzipierte. Die Zeit zwischen 1866 und 1900 kann heute als die glorreichste in der Geschichte dieses Hauses bezeichnet werden. Im April 1876 bewohnte Königin Viktoria von Großbritannien zehn Tage das Palais und 1894 war das Gebäude Schauplatz der „Coburger Fürstenhochzeit“, zu der zahlreichen Monarchen aus vielen europäischen Ländern nach Coburg kamen. Stellvertretend darf hier der deutsche Kaiser Wilhelm II., Königin Viktoria, der russische Zar Nikolaus II. und der rumänische Kronprinz Ferdinand genannt werden.

Prinz Alfred selbst lebte in seinem Palais Edinburgh nur sporadisch. Als britischer Admiral war er lieber auf den Meeren dieser Erde unterwegs und das, wenn es nach ihm gegangen wäre auch so geblieben. Doch sein Onkel Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha war kinderlos geblieben und aufgrund dieser Tatsache wurde Alfred sein designierter Nachfolger als Staatsoberhaupt im Herzogtum Coburg. So musste er sich widerwillig 1889 endgültig in der Vestestadt niederlassen. Als Alfred 1893 nach dem Tode seines Onkels Herzog wurde, entwickelte sich das Palais Edinburgh zum Zentrum der politischen Macht in Coburg.

Ursprünglich befanden sich im Erdgeschoss des Palais die Dienerzimmer, die Garderobe, zwei Wohnzimmer und die Speisekammern. Der Mittelpunkt des Hauses befand sich aber im ersten Obergeschoss, wo es einen Salon und einen Speisesaal gab. Daneben waren noch zwei weitere Wohnzimmer, ein Schlaf- und ein Badezimmer vorhanden. Im zweiten Obergeschoss befand sich Alfreds Billardzimmer. Die herzogliche Familie selbst bewohnte jedoch nur den Ostflügel zur Allee hin. Dort hat sich ein Saal mit einer Neurenaissance-Kassettendecke mit der Initiale „A“ für Alfred ebenso erhalten, wie auch das sogenannte Kaminzimmer, mit einem Prachtkamin, einer gut erhaltenen Kassettendecke und Einlegearbeiten.

Mit dem Tode Herzog Alfreds im Jahre 1900 endete auch die große Ära des Palais Edinburgh als herzoglicher Wohnsitz. Die Ehefrau von Alfred, Herzogin Marie, wählt das Gebäude zu ihrem Witwensitz. Sie starb 1920 in Zürich. Ihre Tochter Alexandra, Fürstin von Hohenlohe-Langenburg, verkaufte schließlich das Haus 1939 an die Industrie- und Handelskammer, die seit langem ein eigenes Heim suchte. Noch im gleichen Jahr fanden kleinere Umbauarbeiten im Erdgeschoss zur Einrichtung von Büroräumen statt. Es sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass Herzog Alfred die IHK im Jahre 1896 mit ins Leben rief. Im Jahre 1945 beschlagnahmte es die amerikanische Armee und richtete in den Räumen die amerikanische Militärverwaltung für Coburg ein. Danach entstand daraus das sogenannte „Amerikahaus“, eine Art Kulturzentrum für Vorträge und andere Veranstaltungen. Ferner besaß die Einrichtung eine Bücherei mit amerikanischer Literatur. Erst 1952 gaben die Amerikaner das Gebäude an die Industrie- und Handelskammer zurück, wo sie bis heute noch untergebracht ist. Die IHK baute das Gebäude in der Folgezeit immer wieder im Inneren um. 1965 erfolgte der Einbau eines Personenaufzuges und 1999 baute man das Erdgeschoss zu einem Informationscenter um. Im letzten Jahr folgte schließlich eine Sanierung des Daches und der Außenfassade.

Bildquellen:
Bild 1: Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha (Sammlung Christian Boseckert)
Bild 2: Die Coburger Fürstenhochzeit von 1894, aufgenommen im Garten des Palais Edinburgh (Sammlung Christian Boseckert)
Bild 3: Das Palais Edinburgh heute (Foto: Christian Boseckert)