Adam Übelein

Erster und für längere Zeit einziger Segelfluglehrer nach dem Kriege im Aero-Club Coburg

Eine Erinnerung an die Anfangsjahre des Aero-Club Coburg in der Nachkriegszeit von Günter Deigmüller

Am 23. August 1950 wurde im Hotel „Goldene Traube“ in Coburg der Aero-Club Coburg gegründet.

Die ersten Flugzeuge werden getauft…

Am 12. Juli 1953 wurden auf dem Schlossplatz zwei Segelflugzeuge getauft. Den Schulgleiter SG 38 des Clubs taufte Oberbürgermeister Dr. Walter Langer auf den Namen „Stadt Coburg“ und eine Ka 1, eine von Ing. Rudolf Kaiser in Waldsachsen konstruierte und gebaute Maschine, taufte Frau Herzogin Victoria Adelheid von Sachsen Coburg Gotha auf den Namen „Veste Coburg“. Am Pfingstsamstag 1954 taufte Dr. Walter Langer eine Ka 2, eine Konstruktion von Ing. Rudolf Kaiser, auf der Brandensteinsebene auf den Namen „Coburger Mohr“. Am 1. Oktober 1955 taufte Frau Rut Stocke wiederum auf der Brandensteinsebene, das Schulflugzeug vom Typ Rhönlerche auf den Namen „Hummel“.

Nach dem Krieg: Erste Flüge von der Brandensteinsebene

Zum Taufflug der „Hummel“ startete am folgenden Tag, Adam Übelein mit der Taufpatin auf den Mainwiesen bei Lichtenfels. Im Aero-Club Coburg gab es also bereits vier Segelflugzeuge, aber keinen eigenen Flugplatz, noch immer war die Brandensteinsebene nicht für Flugzeugstarts zugelassen. Auf Grund einer Sondergenehmigung am 22. und 23. Oktober 1955 durfte der Aero-Club Coburg zum ersten Mal nach dem Kriege Segelflüge auf der Brandensteinsebene durchführen.

Es kann losgehen…

Die Zeit war reif! Seit dem denkwürdigen Datum 7. Juni 1956 ist die Brandensteinsebene wieder als Segelfluggelände für Gummiseil- und Windenstarts zugelassen. Adam Übelein wurde zu diesem Zeitpunkt die flugtechnische Leitung des Aero-Club Coburg übertragen.

Wir jungen Segelflieger waren an den Wochenenden immer so früh wie möglich auf dem Flugplatz, bestimmte doch das Eintreffen die Reihenfolge bei den Schulflügen. Die Hallentore wurden geöffnet, und die Seilwinde und das Seilrückholfahrzeug wurden aufgetankt und Öl und Wasser überprüft. Dann wurde die Winde auf ihre Position gefahren und startbereit gemacht. Auch die Segelflugzeuge wurden überprüft und zum Startplatz geschoben und der „Startwagen“ dienstbereit hergerichtet. Ganz wichtig war auch noch die exakte Ausrichtung des Landekreuzes aus weißem Stoff vor der Landebahn. Als dann auch noch das Startseil von der Winde bis zum Startplatz auf etwaige Schäden überprüft war, durfte eine anwesende Person, die ein Auto besaß unseren Fluglehrer Adam Übelein abholen.

Ich bin überzeugt, dass er wusste, dass er sich auf uns verlassen konnte, aber einige Korrekturen mussten trotzdem vorgenommen werden. Besonders das Landekreuz hatte es ihm angetan!

2.000 Flüge in nur einem Jahr – Dank eines passionierten Fluglehrers

Was Adam Übelein aus heutiger Sicht geleistet hat, ist bewunderungswürdig. Er ist den ganzen Tag fast nicht aus der Maschine gekommen. Nach jeder Landung der Rhönlerche D-1297 stand schon die „Rückholmannschaft“ bereit, und im Laufschritt wurde die Maschine samt Lehrer und Flugschüler zurück zum Startplatz geschoben, – Seil einklinken, erneuter Start – , weit über 50 Schulstarts pro Tag waren so möglich.
Am 30. Juni 1957 absolvierte die „Hummel“ nach nur einem Flugjahr mit Adam ihren 2000. Flug. Ich weiß das so genau, weil ich kurz nach meinem ersten Alleinflug den 2001. Flug machen durfte.

Wie war Adam so als Fluglehrer? Er war äußerst streng, und manchmal, wie wir glaubten, zu „pingelig“, aber er hat uns die beste Schulung für Start, Platzrunde und Landung gegeben. Er duldete keine Überheblichkeit und keine Nachlässigkeit. Thermikflüge haben wir mit Adam so gut wie nie gemacht. Zwei drei Vollkreise im Aufwind, zu mehr hatte er keine Zeit, der nächste Flugschüler wartete schon!

Beim ersten Alleinflug eines Flugschülers war er bestimmt genauso angespannt wie sein Zögling. Er ließ es sich aber nicht anmerken, aber er stand mit einer roten Fahne neben dem Landekreuz, um zur Not zu winken, wenn der Queranflug begonnen werden sollte. Sicher war sicher!

Und dann kam der Tag, als der Aero-Club eine Ka 8 kaufte. Wieder eine Konstruktion von Ing. Rudolf Kaiser und die allererste Ka 8 die das Werk Schleicher in der Rhön verließ. Nach allem, was wir Flugschüler so hörten, ein absolutes „Traumschiff“! Aber der Traum, diese Maschine zu fliegen, war noch fern, denn die Leitung des Clubs forderte eine Flugerfahrung von 10 Stunden und das war viel, wenn man nur die Rhönlerche fliegen konnte. Als diese Flugzeit dann endlich doch geschafft war, kamen vorher noch drei Überprüfungsflüge auf der Rhönlerche mit unserem Fluglehrer. Die Ka 8 D-1470 war für uns tatsächlich ein „Traumschiff“. Mir ihr begann die grenzenlose Freiheit, stundenlang unter Wolken lautlos über der sonnenbeschienen Heimat zu fliegen.

Den Einstieg zu diesem Traum, der bei mir noch einige Jahrzehnte andauerte, ermöglichte mir Adam Übelein.
Danke Adam!

Adam Übelein