Stolperstein für Berta Drattler, Ketschengasse 26
Hier wohnte Berta Drattler. Die Patenschaft über ihren Stein haben Inge und Dieter Ritz übernommen. Berta Drattler wurde am 15. Februar 1881 geboren, ihr Todesdatum ist unbekannt.
Die Coburgerin gehörte zu den letzten Juden, die noch in Coburg wohnten. Sie erlebte die Entrechtungen und Demütigungen bis zum Schluss mit. Ab Dezember 1938 durfte sie nur noch bestimmte Plätze und Orte in Coburg betreten, ab Januar 1939 musste sie, wie alle Jüdinnen, den Zusatznamen „Sara“ annehmen und ab 1940 musste sie ihr Haus verlassen und wurde gezwungen mit allen anderen verbliebenen Juden in einem so genannten Judenhaus im Steinweg zu wohnen. Ab 1941 musste Berta Drattler einen Judenstern auf der Kleidung tragen und Zwangsarbeit leisten. Am 27. November desselben Jahres wurde sie deportiert. Die Fahrt ging zunächst nach Nürnberg. Von dort aus wurde Berta Drattler am 29. November in einem Sammeltransport nach Riga gebracht. Für diese Zugfahrt in den Tod musste die Coburgerin 60 Reichsmark bezahlen – ohne zu wissen, wohin die Reise gehen würde. Über den Transport nach Riga gibt es Berichte von Überlebenden. Diese besagen, dass die Reisebedingungen deprimierend gewesen sein müssen. Die Abteile waren völlig überfüllt, Verpflegung gab es keine. Als der Zug in Riga eintraf, war für die Neuankömmlinge gerade durch Massenmorde Platz geschaffen worden. Ein Zeitzeuge berichtete: „Es lagen noch Essensreste auf dem Tisch, und die Öfen waren noch warm. Später habe ich dann erfahren, dass kurze Zeit vor Eintreffen unseres Transports lettische Juden erschossen wurden.“ Die Gesamtzahl der aus dem Reichsgebiet nach Riga deportierten Juden wird auf 18.000 geschätzt. Soweit sie nicht unmittelbar nach der Ankunft ermordet wurden, fielen die Juden den harten Lebensbedingungen und regelmäßigen Aussonderungen zum Opfer. Wer das Ghetto in Riga überlebte, wurde ab dem Sommer 1943 ins KZ Riga-Kaiserwald gebracht. Ob auch Berta Drattler dorthin kam oder bereits im Ghetto ermordet wurde, ist nicht bekannt.