Stolperstein für Jakob Friedmann, Ketschengasse 6

Hier wohnte Jakob Friedmann. Die Patenschaft über seinen Stein hat Elke Sander übernommen.

Jakob Friedmann wurde am 4. Februar 1876 in Autenhausen geboren. In Coburg arbeitete er als Viehhändler. Seine Kontakte zu den Bauern waren sehr gut. Das war den Nazis aber ein Dorn im Auge. Deshalb warfen sie ihm und den anderen jüdischen Viehhändlern vor, unehrliche Handelspartner zu sein. In ihrer Propaganda-Zeitung „Der Weckruf“ schrieben die Nazis: „Uns interessiert vor allem die Frage, warum ausgerechnet diese Hebräer dazu ausersehen sind, auf die deutschen Bauern losgelassen werden zu dürfen? So geht der Jude überall im deutschen Volke um. Nicht allein, dass er den Deutschen betrügt und ausplündert, sondern auch rassisch und moralisch wird das deutsche Volk durch die Judereien vergiftet und entsittlicht.“ Im März 1933 nahmen die Nazis politische Gegner und Juden in Coburg willkürlich fest und brachten sie in die so genannte „Alte Herberge“ – das Gebäude neben dem Rathaus. Unter den Verhafteten war auch Jakob Friedmann. Zeugen berichteten, dass er in der Nacht vom 25. März um 12 Uhr von SS-Leuten in einem Raum, den die Nazis zu einer Prügelstube umfunktioniert hatten, schwer misshandelt wurde. Man habe ihm die Misshandlungen angesehen, als er aus der Prügelstube kam, berichtete ein Zeuge. Eine Stunde später wurde Jakob Friedmann nochmals in die Prügelstube geholt. Der Zeuge sagte aus, dass er fürchterlich geschrieen habe. Als er zurückkam, habe er geschwitzt und gejammert. Außerdem sei sein Gesicht schmerzverzerrt gewesen.

Zwar wurde Friedmann wieder freigelassen. Aber seinen Viehhandel konnte er nicht mehr lange betreiben, da die Nazis im Mai 1935 den Bauern den Handel mit Juden – unter Androhung von Verhaftung – verboten. Nach der Reichskristallnacht 1938 musste Jakob Friedmann sein Geschäft endgültig aufgeben. Im Juli 1941 starb der Coburger.