1938-1941: Die vollständige Entrechtung der Juden

Ende 1938 wurden mit der Umbenennung der Judengasse, der Judenbrücke und des Judenbergs alle äußeren Anzeichen jüdischen Lebens in der Stadt getilgt. Bis 1939, als man die „Raststraße“ umbenannte, da sie nach einem Juden benannt worden war, hatte man schließlich alle jüdischen Bezeichnungen und Straßennamen aus dem Stadtbild gelöscht.[1]

Die Coburger Juden selbst verließen, sofern es ihnen möglich war, die Stadt. Das Leben der in Coburg verbliebenen Juden war von sozialer Isolation, Gewalt und Entbehrungen gekennzeichnet. Im Februar 1939 gingen die Nationalsozialisten daran, die Juden zu „ghettoisieren“. Ihnen wurde nämlich verboten mit „Ariern“ im selben Haus zu wohnen. Im Oktober 1940 wurden für die 71 noch in Coburg lebenden Juden „Judenhäuser“ eingerichtet. Die Juden mussten dort einziehen, da Arier nach den Gesetzen der Nationalsozialisten das Recht hatten, Mietverträge mit Juden ohne Angabe von Gründen zu kündigen. Nicht nur im Reich, sondern auch in Coburg machte man von dieser Regelung Gebrauch.[2]

Ab 1941 wurden die in Coburg verbliebenen Juden zum Arbeitseinsatz abgestellt. Sie mussten in mehreren Betrieben der Region Zwangsarbeit verrichten. Wie die Juden im Reich waren auch die Coburger Juden ab September 1941 verpflichtet, einen Judenstern auf der linken Brustseite ihrer Kleidung zu tragen. Den Nationalsozialisten wurde dadurch die Überwachung der Wohn- und Bewegungsbeschränkungen erleichtert.[3]

Im Jahr 1941 begann man auch die Coburger Juden in die Lager Riga, Izbica und Theresienstadt zu deportieren, um sie dort zu ermorden.[4]  Damit war Coburg „judenfrei“.


[1] Fromm, Hubert: Die Coburger Juden. Geschichte und Schicksal. Coburg 2001. S. 120f.

[2] Ebenda, S. 122f.

[3] Ebenda, S. 123, 126.

[4] Hambrecht, Rainer: Zwischen Bayern und Thüringen – Coburg von 1900 bis 1945. In: Ein Herzogtum und viele Kronen. Coburg in Bayern und Europa. Aufsätze zur Landesausstellung 1997 des Hauses der Bayerischen Geschichte und der Kunstsammlung der Veste Coburg in Zusammenarbeit mit der Stiftung der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’schen Familie und der Stadt Coburg. Hrsg. von Michael Henker und Evamaria Brockhoff. Augsburg 1997. S. 186-196. Hier S. 194.