20. Mai 1928: Landtagswahlen

Neben der Reichstagswahl stand am 20. Mai 1928 auch die Wahl zum bayerischen Landtag an. Der Wahlkampf war, wie bei den Reichstagswahlen, vom Gegensatz der systemtragenden und der systemablehnenden Parteien geprägt.[1]

Die Landtagswahl brachte folgendes Ergebnis[2]:

KPD SPD DDP BVP DVP DNVP NSDAP Völkischer Block Sonstige
Coburg insgesamt

Stimmen

%

933

2,52

14.451

38,97

1.422

3,84

558

1,50

708

1,91

10.089

27,21

6.988

18,85

1.121

3,02

819

2,21

Stadt Coburg

Stimmen

%

166

1,22

4.059

29,84

932

6,85

462

3,40

294

2,16

3.617

26,59

3.055

22,46

582

4,28

446

3,28

Bezirksamt Coburg

Stimmen

%

356

1,97

7.980

44,16

365

2,02

82

0,45

115

0,64

6.199

34,31

2.359

13,05

397

2,20

217

1,20

Stadt Neustadt bei Coburg

Stimmen

%

401

9,69

1.697

41,00

77

1,86

8

0,19

244

5,89

115

2,78

1.429

34,52

51

1,23

118

2,85

Stadt Rodach

Stimmen

%

10

0,79

715

56,48

48

3,79

6

0,47

55

4,34

158

12,48

145

11,45

91

7,19

38

3,00

Bayern

Stimmen

%

125.842

3,80

802.951

24,24

108.771

3,28

1.045.963

31,57

109.524

3,31

306.649

9,26

203.115

6,13

7.915

0,24

590.984

17,84

Wahlberechtigte Abgegebene Stimmen Gültige Stimmen Wahlbeteiligung in %
Coburg 50.776 38.401 37.079 75,63
Bayern 4.607.846 3.416.539 3.312.944 74,15

Erklärungen zur Tabelle:

KPD = Kommunistische Partei Deutschlands

SPD = Sozialdemokratische Partei Deutschlands

DDP = Deutsche Demokratische Partei

BVP = Bayerische Volkspartei

DNVP = Deutschnationale Volkspartei

DVP = Deutsche Volkspartei

NSDAP = Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

(Dass bei den dargestellten Ergebnissen der Landtagswahl die Anzahl der gültigen Stimmen aus der ersten Tabelle nicht mit der Gesamtzahl der gültigen Stimmen aus der zweiten Tabelle übereinstimmt und auch die Prozentangaben bei den Ergebnissen für das Land Bayern zusammenaddiert nicht 100 % ergeben, hängt damit zusammen, dass nicht alle Parteien in Coburg zur Wahl standen. In der ersten Tabelle fanden nur Parteien Berücksichtigung, die in Coburg kandidiert hatten.)

Das Ergebnis der Landtagswahl in Coburg entsprach in etwa dem der Reichstagswahl vom selben Tag. Die rechts stehenden Parteien hatten die Mehrheit der Wähler hinter sich versammelt. Der einzige Unterschied zur Reichstagswahl bestand darin, dass sich bei der Landtagswahl das rechte Lager in drei statt in zwei Parteien aufspaltete. In Coburg trat neben NSDAP und DNVP noch der Völkische Block an.[3]

Herausstechend am Wahlergebnis in Coburg ist die Stärke der Rechtsparteien, vor allem der NSDAP. Während die Partei im Reich noch eine Splitterpartei war, konnte sie im gesamten Coburger Land knapp ein Fünftel der Wähler hinter sich bringen. Der NSDAP gelang es wie auch der national-konservativen DNVP und dem Völkischen Block, die Wähler, die unzufrieden mit den politischen Verhältnissen und der Nachkriegsordnung im Allgemeinen waren, für sich zu gewinnen.[4] Zusammen kamen die drei Parteien in Coburg insgesamt auf rund 50 % der Stimmen, während es in Bayern gerade einmal rund 15 % waren. Dabei handelte es sich nicht um eine einmalige Protestwahl. Das politische Klima in Coburg der Weimarer Jahre war antirepublikanisch.[5] Der Erfolg der Nationalsozialisten hing in Coburg auch mit deren aggressiver Propaganda gegen die Coburger Sparkasse und deren Direktor Konrad Soergel zusammen.[6]

Die bürgerlichen Mittelparteien DVP und DDP konnten sich nicht aus ihrem Tief befreien. Wie schon bei den zurückliegenden Wahlen fristeten sie in Coburg ein Schattendasein und verloren immer mehr Stimmen an die Rechtsparteien.[7]


[1] Keller, Gunther: Coburg und die Weimarer Republik. Der Staat von Weimar im Spiegel der Coburger Wahlen von 1918 bis 1933. Unveröffentlichte Zulassungsarbeit zur ersten Prüfung für das Lehramt an Volksschulen an der Universität Bayreuth. Bayreuth 1981. S. 107ff.

[2] Statistisches Jahrbuch für den Freistaat Bayern. 18. Jahrgang (1928). Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landsamt. München 1928.

[3] Keller: Coburg und die Weimarer Republik. S. 114.

[4] Ebenda, S. 113; Albrecht, Joachim: Die Avantgarde des „Dritten Reiches“. Die Coburger NSDAP während der Weimarer Republik 1922-1933. Frankfurt/Main 2005. (= Europäische Hochschulschriften. Reihe II. Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. Band 1008). S. 166.

[5] Ebenda, S. 166.

[6] Reinhart, Michael: Der Aufstieg der NSDAP in Coburg im Spiegel der Sparkassengeschichte. In: Zeitschrift für bayerische Sparkassengeschichte 13 (1999). S. 283-306. Hier S. 291; Keller: Coburg und die Weimarer Republik. S. 111.

[7] Ebenda, S. 113.