Das Coburg-Eisfelder Heimatwerk

Schilling, Friedrich: Das Coburg-Eisfelder Heimatwerk, Coburg 1961. Zitate: S. 5, 11, 18. Städtische Sammlungen Coburg EN 11437.

„Die Selbstverständlichkeit, vom ‚Eisernen Vorhang’ zu sprechen, wenn von der Trennungslinie inmitten Deutschlands und ihren zugehörigen Einrichtungen die Rede ist, stellt, je genauer man sich diese Sprachgewohnheit ansieht, ein Politikum schlechthin dar. Denn sie kann nicht nur als bezeichnend für das umsichgreifende Verdorren der einstigen Gemeinsamkeit und für den Mangel an eigenem Nachdenken und an freiem Urteil in der deutschen Gegenwart gelten.

[…]

Alle Bestrebungen, die nach der Kernspaltung der deutschen Staatseinheit an der Zusammengehörigkeit des deutschen Volkes und seiner lande festhalten und die Wiedergewinnung ihrer Einheit und Ordnung zum obersten Zielbild deutschen politischen Lebens erheben, dürfen das Gewicht der geschichtlichen Wirklichkeit besonders dort in die Waagschale werfen, wo diese Wirklichkeit wie ein Sinnbild der Einheit deutschen Volkes und Landes diesseits und jenseits des innerdeutschen Stacheldrahtes erscheint. Ein solcher deutscher Landesteil ist in hervorragender Weise der heutige oberfränkische Landkreis Coburg, der mit den benachbarten thüringischen Landkreisen Sonneberg und Hildburghausen in engster Umklammerung gelagert ist.“

Die beiden Historiker Dr. Friedrich Schilling aus Coburg und Dr. Ernst Dahinten aus Eisfeld gründeten 1951 das „Coburg-Eisfelder Heimatwerk“ im Interesse der Aufrechterhaltung der gemeinsamen historischen Forschung und Geschichtsvermittlung. Es sollte auch dem erleichterten Austausch von Quellen und Literatur über die innerdeutsche Grenze hinweg dienen: Wo bis 1945 „25 Minuten Weges auf der Werrabahn zu den in Coburg lagernden Staatsarchivalien […] zurückzulegen [waren], sind jetzt günstigstenfalls 4 bis 5 Stunden meist nächtlicher fahrt zurückzulegen, um den Weg zwischen Coburg und Eisfeld zu überwinden, und dies nochmals heimwärts.“

Nach dem 13. August 1961, dem mit diesem Tage verbundenen Bau der Berliner „Mauer“ und der unüberwindlichen DDR-Grenze kam die Arbeit des Heimatwerkes zum Erliegen.