Die Hofdame Anna Ellen von Anker (1867-1946)

Auf Prangerlisten veröffentlichte die NSDAP Personen, die noch in jüdischen Geschäften einkauften, darunter befand sich auch Anna Ellen von Anker. Die Coburger Nationalzeitung vom 26.9.1933 bezieht sich darauf: „Auch hat man sich von ‚besserer’ Seite aus über uns beschwert, daß man auch Damen aus hochstehenden Kreisen mit auf die Liste gesetzt hat. Wir Nationalsozialisten kennen keine Klassenunterschiede und glauben auch dies bewiesen zu haben, indem wir bei der Veröffentlichung unserer Liste nicht auf Rang und Titel gesehen haben. Wir ersuchen hiermit nochmals, alle Hetzereien und Stänkereien, sowie die Verbreitung unwahrer Gerüchte gegen den Nationalsozialismus und Amtswalter der NSDAP zu unterlassen, und erinnern daran daß seiner Zeit Herzog Casimir auf dem Markt einen hölzernen Esel als Pranger aufgestellt hatte.“

Jedes Jahr überreichte die ehemalige Hofdame von Marie von Sachsen Coburg und Gotha der Tochter ihrer Mieter ein kleines Geburtstagsgeschenk mit den Worten: „Und dass Du mir keine Nazidame wirst.“ „Annchen Anker“, wie sie liebevoll von der Familie genannt wurde, überlebte nach deren Überzeugung die braunen Jahre in Coburg nur, weil der angesehene Leiter des Landkrankenhauses Dr. Ludwig Zapf und seine Frau Dr. Hildegard Zapf mit ihren drei Kindern den Zugang zum Oberen Stockwerk an der Oberen Klinge 1 wie ein Schutzschild blockierten. Zum Zorn des Ortsgruppenleiters wurde das Haus auch nie an den nationalsozialistischen Feiertagen beflaggt. Die regelmäßige Antwort von Anna Ellen von Anker auf seine Aufforderungen war, dass sie das letzte Mal ihr Haus beim Tod ihrer Herrin Herzogin Marie beflaggt habe. Anna Ellen von Anker war die Tochter von Karl Elwin von Anker und Anna Gräfin von Hacke.

Ihr Vater wurde 1866 von Wilhelm I. in den Adelsstand gehoben. Ihr Großvater Karl Ludwig Ferdinand Anker war 1825 vom mosaischen zum evangelischen Glauben konvertiert. In ihrem im Oktober 1933 verfassten Testament verfügte Anna von Anker Spenden an das Marienhaus, den Alexandrinenverein und den Pensionsfonds des Theaters von Coburg. Ihre Kleider bat sie den armen Darstellerinnen und Choristinnen des Theaters zuzuwenden. Sie wünschte sich, dass bei ihrer Beerdigung Mitglieder des Theaters singen „aber nicht zu lang“ und dass sämtliche Höfe in Coburg in Kenntnis gesetzt würden. Sie zeigte damit ihre Verbundenheit zu einem „anderen“ Coburg. Anna Ellen von Anker starb am 4. Februar 1946.

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