Einst waren die sonntäglichen Spaziergänge Pflichtprogramm und diese gingen meistens durch das Finkenauerwäldchen mit Einkehr Gasthaus „Finkenau“ zum Schmausen. Das war dann die größte Freude. Jedenfalls gab es früher viele Maikäfer. Heute hat sich diese Situation grundlegend und dramatisch verändert und es fliegen nicht in jedem Jahr die Maikäfer.

Und bei einer dieser sonntäglichen Wanderungen hatte ich den Einfall, unsere Schützlinge Hermann und Eberhard mit den Maikäfern einen Streich zu spielen. Sofort freute ich mich, die beiden einmal herein zulegen und zu überraschen. Daraufhin sammelte ich übereifrig und voller Leidenschaft etliche Maikäfer in einer Tüte mit Mutters Zustimmung. Von da an konnte ich den Moment kaum erwarten, ihnen diese lieben Maikäferchen ans Fußende in die Betten zu legen.

Meine Ausführung erfolgte kurz vor dem Eintreffen der beiden Schüler am späten Sonntagabend. Und ausnahmsweise ging ich diesmal früher schlafen als üblich, war ich doch sehr gespannt, was dann nachts passieren würde! Verfolgen konnte ich den Spaß deshalb, lag doch unser Schlafzimmer genau unter der Mansarde der Jungens. Doch meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, weil oben überhaupt nichts geschah. Inzwischen kämpfte ich gegen die Müdigkeit an. Zogen sich doch ihre Gespräche mit unterschiedlichen Wochenenderlebnissen unendlich in die Länge.

Doch im Halbschlaf hörte ich plötzlich Geräusche. Poltern, Trampeln und Gemurmel der Beiden. War das die Wirkung der Maikäfer? Kitzelten sie nun die Füße des „Einen“? Und innerlich jubelte und freute ich mich. Aha, doch was los da oben!

Nach einer gewissen Unruhe, wurde es wieder still und die Jungen legten sich schlafen.

Kurz darauf wiederholte sich nochmals das selbe Schauspiel mit Poltern, Trampeln und Gemurmel. Jetzt musste wahrscheinlich der zweite aus dem Bett springen. Und schlaftrunken freute ich mich nochmals über die Wirkung meines Scherzes.

Anderntags beim Frühstück wartete ich voller Spannung auf die Reaktion meines Streiches. Sehr naiv zu glauben, dass sie freiwillig von der nächtlichen Störung mit den Maikäfern erzählen würden. Enttäuscht war ich, spielten sie die Unschuld vom Lande und verzogen keine Miene. Auch reagierten sie nicht auf meine Sticheleien. Und so erfuhr ich niemals, was in jener Nacht eigentlich geschah. Schade, schade! Doch damals konnte ich ja nicht ahnen, dass der Schuss nach hinten los geht. Andernfalls machte ich die Erfahrung, wer „andern“ eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Na ja, hatte mit diesem Spaß einfach Pech, was solls. Aber trotzdem war es der Versuch wert. Oder?

 

Teil 1