Schon vor dem Zweiten Weltkrieg war Coburg mit dem Privileg Schulstadt weit über die Coburger Landesgrenzen bis nach Thüringen hinaus ein Begriff. Auch heutzutage bietet Coburg ein erweitertes und vielseitiges Programm unterschiedlicher Bildungseinrichtungen. Gründe, stolz über diese breit gefächerten Angebot zu sein!

Zu den verschiedenen Gymnasien, zählte früher auch die Internatsschule nur für Jungen oder „Institut Stadtler“ in der Ketschendorfer Straße. Und Blickfang des historischen Wohnhauses gegenüber dem Internat war mit schmückendem Beiwerk ein kleiner Turm. Allerdings ereilte dieses Gebäude eine tragische und wechselvolle Geschichte.  Das Institut war ürigens früher nahe des südlichen Rosengartens und in unmittelbarer Nähe der heutigen St. Nikolaus-Kapelle zufinden. Links stand also das stattliche Wohnhaus und gegenüber das Internatsgebäude für die zukünftigen Abiturenten. Es passierte 1939, dass wegen Überfüllung von Schülern im Internat die Kapazität der Betten nicht mehr ausreichte. So in Nöten geraten, bat man die Nachbarschaft um Hilfe, Schüler aufzunehmen. Und unter Kollegen wurden meine Eltern mit der Bitte angesprochen, ob sie zwei Schüler aufnehmen können. Das klappte, weil mein Bruder Helmut seinen Wehrdienst absolvierte und so konnten meine Eltern aus diesem Grund sein Zimmer in der Mansarde zur Verfügung stellen.

Und eines Tages standen die beiden Absolventen mit ihren Fahrrädern vor unserer Tür, um ihr privates Quartier mit Familienanschluss zu beziehen. Über diese Abwechslung freute ich mich, vermisste ich meinen Bruder doch sehr. Nun stammte Hermann aus Sonneberg und Eberhards Zuhause war Lichtenfels. Doch übers Wochenende radelten sie nach getaner Schulpflicht freudig nach Hause uns benutzten nur selten die Bahn.

Der Schulunterricht dieser beiden Schüler war früher in der alten Aufbauschule. Daraus wurde dann die spätere Staatsschule, inzwischen das heutige Ämtergebäude in der Steingasse.

Der Volksmund nannte aber das Institut Stadtler „die Preß“. Warum?

Es ist überliefert, dass man Schüler mit schlechtem Notendurchschnitt zum Bestehen des Abiturs „gepreßt“ oder besser gesagt gedrillt hat, denn das Pauken in dieser Einrichtung bedeuete arge Schinderei.