Herzogin Auguste wurde durch ihre geschickte Heiratspolitik für ihre neun Kinder zur „Stammutter“ derCoburger Dynastie. Auguste Caroline Sophie, Tochter des Grafen Heinrich XXIV. Reuss j. L.,wurde am 9. Januar 1757 in Ebersdorf bei Schleiz in Thüringen geboren.

Als dessen zweite Frau mit dem Erbprinzen Franz Friedrich Anton von Sachen-Coburg-Saalfeld am 13. Juni 1777 vermählt, gingen aus der Ehe neun Kinder hervor. Für ihre vier Töchter und drei Söhne stellte Herzogin Auguste zeit ihres Lebens den Mittelpunkt der weitverzweigten Coburger Familie dar. 1795, in der politisch unruhigen Zeit nach der Französischen Revolution und vor der Eroberung Europas durch Napoleon, ergriff sie die Initiative, mit ihren drei ältesten Töchtern Sophie, Antoinette und Juliane der Einladung Katharinas II an den Zarenhof nach St. Petersburg zu folgen. Die Zarin betimmte die erst 14jährige Prinzessin Juliane zur Braut ihres zweiten Enkels, des 16jährigen Großfürsten Konstantin Pawlowitsch. Diese Heirat mit dem Bruder des zukünftigen Zaren Alexanders des I. eröffnete dem kleinen deutschen Herzogtum ungeahnte Möglichkeiten in der internationalen Heiratspolitik des 19. Jahrhunderts. Vom protestantischen Pietismus geprägte Frömmigkeit, tiefes Naturempfinden im Sinne Goethes, Sensibilität und Sinn für Romantik und deren Kunstauffassung vereinigten sich in dieser begabten und gebildeten Frau.

Besonders ihre Offenheit und Herzenswärme schätzten ihre Kinder und Enkelkinder. Gern besuchten König Leopold I. von Belgien, Prinz Ferdinand aus Wien, Herzogin Antoinette von Württemberg aus St. Petersburg, Sophie Gräfin Mensdorff aus Prag, Großfürstin Anna Feodorowna aus der Schweiz und Victoire, die Herzogin von Kent, aus Windsor ihre Mutter in dem kleinen „Nest“ Coburg. Nur sechs Jahre lang, von 1800 bis 1806, war Auguste regierende Herzogin.

Mütterliche Sorge und ausgeprägter Familiensinn sind nicht zu trennen von der „Idee der Staatsraison“ und von dem politischen
Kalkül, die Interssen des Hauses Sachsen-Coburg zu wahren. Meisterhaft beherrschte sie die Kunst der Geheimdiplomatie, wenn Sie beispielsweise als „diplomatischer Agent“ ihres Sohnes, des regierenden Herzogs Ernst I., dessen zweite Ehe mit ihrer Enkelin Marie Prinzessin von Württemberg initiierte und mit Beharrlichkeit nach sechsjähriger Verhandlung 1832 zustandezubringen vermochte. Lebten ihre Kinder auch in weiter Entfernung, sie wusste sie stets in ihrer Korrespondenz zu erreichen; noch im hohen Alter mutete sie sich Reisen in die Schweiz, nach Italien, England und kurz vor ihrem Tod am 16. November 1831 zu ihrem Sohn Leopold, dem ersten König der Belgier, nach Brüssel zu.