Vom Handsatz zum DTP-Arbeitsplatz

1971: Falk Kücker an der Linotype Europa.

Während seines Berufslebens steigt der gelernte Schriftsetzer Falk Kücker vom Lehrling bis zum Leiter der Setzerei der Neuen Presse Coburg auf. Dabei steht sein Name symbolisch für die Einführung neuer Techniken.

1957 beginnt Falk Kücker seine Lehre als Schriftsetzer in der Druckerei der Neuen Presse Coburg – damals noch in der Bamberger Straße.

1960 legt er die Gesellenprüfung ab. 1961 erhält er seinen „Gautschbrief“. Er arbeitet als so genannter „Umbruch-/Zeitungsmetteur“, d.h. er ist für das Zusammenstellen und Einfügen von fertig gesetzten Artikeln und Überschriften zu einem Seitenlayout zuständig. 1967 absolviert er eine Ausbildung zum Maschinensetzer.

Ab 1971 wird Kücker an der damals modernsten Setzmaschine, der Linotype Europa eingesetzt. Vom „Handsatz“ mit beweglichen Metalllettern, wie ihn Gutenberg im 15. Jahrhundert erfand, stellt der Bleisatz mit der „Linotype“, gerade für den Zeitungssatz, einen entscheidenden Schritt hin zur Mechanisierung des ursprünglich handwerklich geprägten Berufsbildes dar. Beim Handsatz wurden Wörter und Zeilen aus einzelnen Lettern zusammengesetzt – beim Bleisatz kommen bereits ganze, individuell für diesen Zweck aus Blei gegossene Zeilen aus der Linotype. Diese sind zuvor über eine Tastatur eingegeben worden – ein in der Satzarbeit zuvor gänzlich unbekannter Arbeitsschritt.

Die von der Maschine vollautomatisch gegossenen Zeilen werden nach ihrer Verwendung – selten eignen sie sich zur Wiederverwendung – prompt wieder eingeschmolzen. Gegenüber heute ein unheimlicher Aufwand für eine einzelne Zeile Zeitungstext. Seit diesem Zeitpunkt steht der Name „Falk Kücker“ in der Setzerei der Neuen Presse für die Einführung neuer Techniken.

Damals sind im Schichtbetrieb noch ca. 18 Maschinensetzer an 6 bis 8 Setzmaschinen im Einsatz. Die Schichtarbeit ist wegen den Nacht- und Sonntagszuschlägen bei den Setzern sehr beliebt.

1974 wechselt Kücker an die erste Fotosatzmaschine in der Neuen Presse, der „CompStar 191“ des amerikanischen Herstellers Star Parts. Die Texterfassung erfolgt hier vor der Belichtung, zunächst auf einem Lochstreifen. Der auf dem Lochstreifen erfasste Text kann bei Bedarf noch einmal eingelesen, im Zweifel korrigiert und neu ausgegeben werden, bevor er für den Druck auf Papier oder Film belichtet wird. An dieser Maschine deckt Kücker nun die zuvor getrennten Arbeitsabläufe von der Texterfassung bis zur Filmmontage ab.

1984 steigt Kücker zum Leiter der Setzerei auf und ist nach Bestehen der Ausbildereignungsprüfung der IHK zur Ausbildung von Setzer-Lehrlingen berechtigt.

1986 lässt sich Kücker zum „Tag der offenen Tür“ in der Neuen Presse etwas ganz Besonderes einfallen. Besucher können anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Zeitung ihren Namen in eine Art „Zertifikat“ eindrucken lassen. Das ist zu dieser Zeit ein echter Aha-Effekt, so dass sich lange Schlangen bilden und die Maschine mit dem Belichten kaum noch nachkommt.

1988 beginnt mit der Einführung des Redaktions- und Anzeigensystems der Firma Linotype der Umstellungsprozess zum modernen, computergestützten Satz, dem Desktop-Publishing (DTP).

1971: Falk Kücker an der Linotype Europa.
1974: An der CompStar beim Korrigieren von auf Lochstreifen eingelesenen Texten.
1986: Großer Andrang für ein „Zertifikat“ mit eingedrucktem Namen beim Tag der offenen Tür.