Freie Presse in der Nachkriegszeit

Die einst vielstimmige Coburger Zeitungslandschaft mit zahlreichen, um Leser und Auflage konkurrierenden Zeitungen hatte sich im Zuge der frühen Machtübernahme der Nationalsozialisten in Coburg durch Einstellungen, Schließungen und Zusammenlegungen in ein „unisono“ verwandelt. Ab 1940 war die nationalsozialistische, von Franz Schwede 1930 gegründete „Coburger National-Zeitung“ die einzige Coburger Tageszeitung. Am 10. April 1945, einen Tag vor dem Einmarsch der US-amerikanischen Truppen in Coburg, erschien sie zum letzten Mal.
Als erste von der Militärregierung lizensierte, „freie“ Zeitung der Nachkriegszeit erschien am 25. Januar 1946 die erste Ausgabe der „Neuen Presse (Coburg)“. Zuvor war dem bereits 1933 ausgebürgerten und in den französischen Untergrund geflohenen Journalisten Peter Maslowski (1893-1983) von der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung Ost mit der Lizenznummer 15 die Genehmigung zur Herausgabe der Tageszeitung für die Region Coburg erteilt worden. Das Angebot, die Lizenz für eine neue Zeitung zu übernehmen, hatten alliierte Presseoffiziere an Maslowski herangetragen – er entsprach ihrem „Prototyp“ eines wehrhaften Journalisten, der in der Nachkriegszeit in der Rolle der „vierten Gewalt“ den Wiederaufbau Deutschlands als mahnende, demokratische Stimme kritisch begleiten sollte.

Überregionale Nachrichten mussten übernommen werden

Der Inhalt der „Neuen Presse“, insbesondere der lokalen Kommentare, unterlag anfangs einer strengen Kontrolle. Überregionale Nachrichten mussten von der Nachrichtenagentur der Alliierten übernommen und durften nicht verändert werden. Weil nicht zuletzt auch die Ressourcen knapp waren, erschien die Zeitung zunächst lediglich mittwochs und samstags, später dreimal in der Woche, in einer durchaus beachtlichen Auflage von bis zu 60.000 Exemplaren.

Genutzt wurden (bis 1953!) die Verlagsräume des ehemaligen „Coburger Tageblatts“ in der Mohrenstraße, das zunächst nicht erscheinen durfte. Mit der Gründung der Bundesrepublik und der Einführung der Pressefreiheit kam das Ende des Lizenzzwangs. In Coburg wandte sich die Verlegerfamilie Colbatzky mit einer am 22. September 1949 erscheinenden Probenummer „[a]n die Leser in Stadt und Land“ und verkündete, dass „das „Coburger Tageblatt“ nach langjähriger Unterbrechung“ die „alte Tradition [ein]er unabhängigen, dem Gesamtinteresse aller Schichten dienenden Tageszeitung“ wiederaufnehmen werde. Am 1. Oktober 1949 erschien das Coburger Tageblatt mit der Nr. 1 als erste reguläre Nachkriegsausgabe.

Bis heute existieren in Coburg die zwei unabhängigen Tageszeitungen nebeneinander. Das Coburger Tageblatt erscheint heute täglich in einer Auflage von ca. 12.000 Exemplaren, die Neue Presse Coburg in einer Auflage von ca. 13.000 Exemplaren (Quelle: ivw).