Der Verein „Baumschutz Coburg e.V.“
Veranstaltung des Vereins Baumschutz Coburg e.V. im Kongresshaus Rosengarten. Foto: Horst Jürgen Schunk.
Bereits jahrelang als Einzelperson engagiert, gründete der Coburger Horst Jürgen Schunk im Juni 1981 mit 16 Mitstreitern den Verein „Baumschutz Coburg e.V.“, der sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten auf vielfältige Weise in und um Coburg für dieses Thema engagierte. Als 1. Vorsitzender hat er den Verein von seinen Anfängen bis zur Auflösung 2001 kontinuierlich begleitet. Geschichte und Geschichten, Erfolge und Nachwirkungen des Vereins hat er in einem Bericht festgehalten.
Die Gründung des Vereins „Baumschutz Coburg e.V.“
Im Juni 1981 wurde im „Hotel Stadt Coburg“ der gemeinnützige Verein „Baumschutz Coburg e.V.“ gegründet. 17 Gründungsmitglieder fanden sich dazu ein.
Zuvor beriet ich lange mit Freunden über die Möglichkeit einer Vereinsgründung. Wir wollten nicht in Konkurrenz zu anderen Vereinen treten, aber unseren eigenen Weg geradlinig gehen. Seit Mitte der 1970er Jahre versuchte ich bereits als Einzelperson, für den Schutz der Bäume in Stadt und Land zu streiten, doch erreichen konnte ich nur wenig. Aus dieser Zeit stammt auch der erste grüne „Baumschutz-Aufkleber“. Der Slogan „Bäume sind Freunde“ wurde fortan zum Vereinsslogan.
Also ein Verein. Dieser entwickelte sich gut und besaß nach 15 Jahren bereits 300 Vereinsmitglieder. Der Zweck war ein neues, verbessertes Baumbewusstsein in den Köpfen der Menschen zu verankern, die Notwendigkeit von Bäumen und ihrem Schutz ins Gedächtnis der Menschen zu rücken und positiv, geradlinig für die Sache zu streiten; indem Missstände offen angesprochen und baumbewahrende Vorschläge vorgelegt wurden. Im Bewusstsein, dass der Schutz der Bäume nur ein Teilbereich des gesamten Umwelt- und Klimaschutzes darstellt. Doch nicht nur Kritik wurde über die Medien geäußert.
Vielfältiges Vereinsleben, Erfolge und Auszeichnungen
Es gab regelmäßige öffentliche Veranstaltungen, Diskussionsrunden, Begehungen, Presseartikel, Infostände, Pflanzaktionen und Preisrätsel, bei denen es junge Bäume zu gewinnen gab. Einmal im Jahr zeichneten wir mit der „Aktion Grünes Blatt“ Bürgerinnen und Bürger für baumfreundliches Verhalten aus. Zweimal im Jahr wurde die „Aktion Laubbaum“ durchgeführt. Auch ein eigenes Infoblättchen gaben wir zweimal jährlich heraus, das „Baumschutz-Info.“ Wir hielten viele Jahre lang jährlich ein „Baumschutz-Seminar“ in der Jugendherberge Ketschendorf ab, bei dem Fachleute zum Thema referierten, dabei war auch mehrmals der damalige Leiter des Grünflächenamtes, Gerhard Seiffert. Wir brachten den ersten Coburger Baumführer „Bäume in unserer Stadt“ heraus, mehrere Baumschutzkalender sowie die farbige Broschüre: „Der Coburger Hofgarten – Das grüne Juwel unserer Stadt“. Petitionen wurden eingereicht, Unterschriftenaktionen durchgeführt, Diavorträge gehalten, mit anderen Umweltverbänden gut zusammen gearbeitet. Aufkleber, Plakate, Ausstellungen, Broschüren, Ansichtskarten rundeten das damalige Info-Material ab. PC gab es noch nicht, sicherlich hätten wir diese Möglichkeiten genutzt.
Im Jahre 1991 erhielt der Verein von der Bayerischen Staatsregierung eine Dankesurkunde für „Verdienste für den Umweltschutz“, dazu die Bayerische Umweltmedaille. Ohne dass sich diese staatliche Belobigung positiv auf deren Umgang mit Bäumen auswirkte. Über eine ABM-Maßnahme hatten wir auf Zeit einen Mitarbeiter, der eine Flechtenkartierung für Coburg ausarbeitete.
Vereinsinterne Höhepunkte waren Wanderungen und Fahrten, so die legendäre „Kärnten-Fahrt“, der Aufenthalt auf der Insel Hiddensee, die Fahrten ins Elbsandsteingebirge, in den Ibenwald oder an den Main. Einmal fuhr ich mit Herbert Weinert mit einem Transporter in ein Gewerbegebiet nach Offenbach am Main, um dort Baumgemälde in schweren Rahmen, verpackt in schweren Holzkisten, für die Ausstellung „Baum und Kunst“ abzuholen, um diese dann im Kongresshaus Coburg für einige Wochen zu präsentieren.
Zu den Erfolgen der Vereinsarbeit zählte u.a. die Coburger Baumschutzverordnung, die es ohne diesen Verein nicht bis in den Coburger Stadtrat hinein geschafft hätte. Das Streusalzverbot für ebene Gehwege war eine der Forderungen, ebenso die Biotopkartierung, Pflanzvorschläge, der Bruchwald südlich der Kläranlage, der Hochzeitswald, der Beitritt zu lokalen Agenda 21.
Durch dieses Engagement wurden Horst Schunk (SPD, 1984–2002) und Wolfgang Kühnel (Grüne, 1990–1996) in den Coburger Stadtrat gewählt, wo die Baumschutzarbeit politisch umgesetzt werden konnte. Unser Verein führte bereits 1984 eine erste Itz-Reinigungsaktion durch.
Bis zu seiner Auflösung im Jahre 2001 wurden ungefähr 250 Großbäume gespendet und selbst gepflanzt sowie 2000 Jungbäumchen verschenkt. Das alles nur aus den Mitgliedsbeiträgen und einigen Spenden. Ein später Erfolg war die Einrichtung des „Grünen Labors“ im Jahre 2000 am Coburger Himmelsacker. Im Jahre 2000 wurde ich als Referent zur Ausstellungseröffnung „Baum und Mensch“ nach Kloster Marienberg im österreichischen Burgenland eingeladen. Prominente Gäste, bzw. Referenten unserer Großveranstaltungen konnten wir begrüßen:
Prof. Dr. Hubert Weiger (BN), Christian Grzimek (Enkel von Prof. Bernhard Grzimek), der auch unser Ehrenmitglied war. Dazu Uwe Wesp vom Deutschen Wetterdienst, Dipl. Ing. Hartmut Schmidt, damaliger deutscher ISA-Präsident (ISA: International Society of Arboriculture), Prof. Dr. Hans-Joachim Fröhlich vom „Kuratorium Alte liebenswerte Bäume in Deutschland“, Gerhard Hofmann, Klimagutachter.
Auch überregional wurde über den Verein berichtet, so im „Stern“ und in der Zeitschrift „Das Tier“ heute die Zeitschrift „natur“.
Es ging dem Verein immer nur um die Sache! Natürlich wurden wir aufgrund unserer direkten, kämpferischen und offensiven Art und Weise häufig beschimpft bis hin zu persönlichen Drohungen (z.B. „wenn du das nächste Mal durch den Wald gehst, wird dich eine Axt treffen“). Doch das Herstellen einer öffentlichen Meinung war uns oberstes Gebot. Im Stillen kann nicht für eine Sache gekämpft werden.
Das interne Miteinander im Verein „Baumschutz Coburg e.V.“ war über die 20 Jahre hinweg geprägt von großer Einigkeit und persönlichen Freundschaften. Von Anfang an bis zum Ende war ich der 1. Vorsitzende des Vereins und Volker Musbach unser 2. Vorsitzender. Lange Jahre gehörten Daniela Halter, Udo Kreutzer, Wolfgang Kühnel und Herbert Weinert zum engen Vorstand. Hugo-Heinz Welder aus Coburg-Neuses belieferte uns über viele Jahre mit dem notwendigen Baummaterial. Wir versuchten dabei, auch seltene Arten wie den Speierling oder die Purpurerle „unter die Leute“ zu bekommen.
Die Geschichte des Vereins „Baumschutz Coburg e.V. wurde in dem Buch: „Über den Tag hinaus – Leben mit Bäumen“ ausführlich dokumentiert. Erschienen im „Veste-Verlag-Roßteutscher“. ISBN: 978-3-925431-32-6.
Die Auflösung des Vereins (2001): Resümee und Ausblick
Aufgelöst wurde der Verein im Jahre 2001 deshalb, weil sich nach 20 Jahren kein Nachfolger für den Vorsitz fand und weil wir eigentlich alles, was wir für möglich hielten, versucht hatten. Es sollte kein Dauerverein sein, der sich irgendwann gemütlich einrichtet und „dazugehört“; effektive Projektarbeit auf Zeit war unser Ziel. Im Nachhinein bin ich der Meinung, dass diese ehrenamtliche Arbeit richtig und wichtig war und noch immer ist. Denn für Bäume und ihren Schutz gibt es keine Alternative. Obwohl sich offensichtlich immer weniger Menschen dafür interessieren. Allerdings, wenn das Verhältnis „Aufwand gegen Ergebnis“ gewertet werden sollte, dann muss zugegeben werden, dass wir das Ziel einer spürbaren, nachhaltigen Verbesserung in Sachen „Baumschutz“ auf Dauer nicht erreicht haben. Aufwand und Ergebnis standen, stehen leider in keinem Verhältnis.