9./10. November 1938: Die „Reichspogromnacht“ in Coburg
Schon vor der Nacht des 9. auf den 10. November 1938, die als von Hitler und Goebbels inszenierte „Reichspogromnacht“, ausgelöst durch ein Attentat auf einen Legationssekretär an der deutschen Botschaft in Paris, in die Geschichte eingehen sollte, kam es in Coburg zu schweren Übergriffen auf jüdische Mitbürger. Am Vormittag des 9. November drang zum Beispiel eine Rotte von SA-Leuten in die Wohnung der jüdischen Familie Frank ein. Max Frank und seine gelähmte Frau wurden von den SA-Männern misshandelt und das Haus der Familie verwüstet. Eine Krankenschwester, die das kranke Ehepaar pflegte, verhinderte aber durch ihr mutiges Auftreten noch Schlimmeres. Auf dem Weg zurück in die Innenstadt fiel der SA der jüdische Rechtsanwalt Dr. Martin Baer in die Hände, den die Männer mit einer Eisenstange zusammengeschlugen.[1]
In der Nacht zum 10. November wurden die Schaufenster mehrerer jüdischer Geschäfte eingeworfen. Das Gleiche geschah auch an der jüdischen Schule des Predigers Hermann Hirsch. Dort wurde zudem noch die Inneneinrichtung zerstört. In den Morgenstunden des 10. Novembers wurden zahlreiche Juden verhaftet, zusammengetrieben und durch die Stadt geführt. Frauen und Kinder durften nach kurzer Zeit wieder nach Hause gehen; die Männer jedoch unter Anpöbeleien der Coburger in der Turnhalle am Anger inhaftiert. Einige von ihnen wurden am 11. November ins Konzentrationslager Dachau oder ins Gefängnis nach Hof gebracht.[2]
[1] Fromm, Hubert: Die Coburger Juden. Geschichte und Schicksal. Coburg 2001. S. 92ff.; Sandner, Harald: Coburg im 20. Jahrhundert. Die Chronik über die Stadt und das Haus Sachsen-Coburg und Gotha vom 1. Januar 1900 bis zum 31. Dezember 1999. S. 154,
[2] Fromm,: Die Coburger Juden. S. 95, 97; Sandner, Harald: Coburg im 20. Jahrhundert. S. 154.