Max Schamberger: Die Brüder Max und Albert

Die Väter sollen bei ihrer Familie bleiben … Sein jüngerer Bruder Albert ist bereits verheiratet und hat eine zweijährige Tochter. Auch für den Bruder, mit dem er Zeit seines Lebens eng verbunden war, will der von Idealen beseelte junge Mann in den Krieg ziehen. Beide waren Lehrerkinder, Söhne des Lehrers und Kantors August Schamberger. Sie besuchten zunächst die Dorfschule ihres Vaters in Seidmannsdorf, später das Gymnasium Casimirianum in Coburg, zu dessen Schülern auch Goethes Vater zählte. Sie ähnelten sich sehr, die Brüder, die nur anderthalb Jahre voneinander getrennt waren. Beide hatten dunkle Augen, braunes, dichtes Haar, beide links gescheitelt. Sie hatten die regelmäßigen Gesichtszüge der Eltern geerbt, eine hohe Stirn und trugen später – wie der Vater – einen Oberlippenbart. Beide waren kurzsichtig, weshalb sie schon als Gymnasiasten mit randlosen Brillen ausgestattet waren. Auf Fotos halten sie sich meist an den Händen. Auf Einzelfotos sind sie kaum zu unterscheiden: Ist es Max, ist es Albert?

Der Lehrer-Vater erzog seine beiden Kinder zu Verantwortungsbewusstsein, zu Ernsthaftigkeit und Lauterkeit. Das Gleiche vermittelte auch das humanistische Gymnasium seinen Schülern – und darüberhinaus patriotisches Denken.

Ein Patriotismus allerdings, schreibt kritisch der Alt-Casimirianer Dr. Fritz Helmreich in der Festschrift zum 350jährigen Bestehen des Gymnasiums 1955, der andere Nationen herabwürdigte, möglicherweise noch verstärkt als Folge des schwer errungenen Sieges über die Franzosen im Krieg von 1870/71.

Helmreich: „Von all den Siegesfeiern war dann nur noch ein kleiner Schritt bis zur Überschätzung der eigenen Kraft und Bedeutung, woraus dann nur zu leicht folgt, daß die Franzosen degeneriert, die Engländer ein Krämervolk und Amerika eine bloße Kolonie sei.“ Im elterlichen Haushalt dagegen scheint von Politik nicht die Rede gewesen zu sein, das geht aus den Aufzeichnungen hervor, die Albert Schamberger im fortgeschrittenen Alter rückblickend niederschrieb.

Max, der Ältere, war der schmächtigere der beiden. Als 14-Jähriger erkrankte er so schwer an Asthma, dass er der Schule monatelang fernbleiben musste. Das hinderte ihn aber nicht, 1901 als „Primus omnium“ sein Abitur zu machen. Ebenso wie sein jüngerer Bruder, dieser zwei Jahre später, nahm er das Lehrer-Studium auf. 1908 erwarb an der Universität Halle sein Doktordiplom. Das Dokument bestand aus einer handtuchgroßen, gänzlich in Latein verfassten Urkunde, in der der Name von Kaiser Wilhelm II. in riesigen Lettern erscheint, der des Doktors der Philosophie Max Schamberger dagegen kaum wahrnehmbar klein.

Im gleichen Jahr, 1908, traten beide Brüder als Referendare ihren Dienst an: Max hatte die „klassischen“ Fächer Latein, Griechisch, Philosophie sowie Deutsch studiert, sein Bruder Albert ebenfalls Deutsch sowie Geschichte, Latein, Hebräisch, Religion und Turnen. Die Eltern in Seidmannsdorf, Amalie und August Schamberger, waren stolz auf ihre Akademiker-Söhne.

Das Referendariat absolvierten sie im Ausland. Deshalb mussten sie ihre Staatsangehörigkeit des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha aufgeben und sich in Preußen (Max) und in Kursachsen (Albert) einbürgern lassen.