Joachim Morgenthau, Gymnasium Casimirianum
Joachim Morgenthau wurde am 17. Februar 1904 in Coburg geboren. Er ging hier – im Gymnasium Casimirianum zur Schule und bekam als Kind einer jüdischen Familie die Stimmung aus aggressivem Antisemitismus und völkischem Nationalismus in Coburg zu spüren. Diese Erfahrung beeinflusste sein ganzes Leben. Aus seiner Auflehnung gegen diese Stimmung erwuchs eine Haltung, die die Grundlage seines Lebenswerkes wurde und die ihn später zu einem der profiliertesten Politikwissenschaftler der USA machte.
Im März 1923 legte Morgenthau hier an dieser Schule sein Abitur ab. Obwohl er zu den besten Schülern des Jahrgangs gehörte, wurde es ihm untersagt – aufgrund seiner jüdischen Abstammung – die Statue des Herzogs Casimir zu bekränzen. 1922 schrieb er als Schüler einen Aufsatz mit dem Titel „Was erhoffe ich mir für die Zukunft?“ Darin heißt es: „Ich bin unschuldig dessen, was man den Juden vorwirft. Die Anschuldigungen, die man gegen mich als Juden vorbringt, sind vollkommen ungerechtfertigt. Demzufolge betrachte ich die feindlichen, durch diese Anschuldigungen hervorgerufenen Handlungen, wie soziale Ächtung, die die Bande von Liebe und Freundschaft zerstört, oder gemeine Beleidigungen, als ein schreiendes Unrecht und eine entwürdigende Demütiigung. Da ich nicht die Rolle des leidenden Märtyrers spielen kann und nicht, wie viele andere, so gefühllos und gleichgültig bin, Ungerechtigkeit und Demütigung still zu ertragen, bleibt für mich nur der Kampf gegen die Vertreter dieser Bewegung. … Ich werde mich in totaler Opposition zu dieser Gruppe befinden, und meine intellektuelle Haltung ihr gegenüber wird nur noch kritisch und negativ sein….“
Nach dem Abitur studierte Joachim Morgenthau in Frankfurt Philosophie, danach studierte er in München Rechtswissenschaft. 1932 flüchtete er aus Deutschland über Genf und Madrid in die USA. Dort lehrte er unter anderem als Professor an der University of Chicago und fungierte als Berater mehrerer Regierungen und einflussreicher Schriftsteller. 1975 verlieh ihm die Bundesrepublik Deutschland das große Verdienstkreuz – vielleicht als eine Art Wiedergutmachung des in der Heimat erlittenen Unrechts.