1. Deutsches Turnfest – Ruf zur Sammlung

Tatsächlich entstanden ist die deutsche Turnerschaft auf dem Turnfeste in Coburg 1860, in den Tagen des 18. bis 19. Juni. – Allein schon in den vierziger Jahren bestand ein Stück deutscher Turnerschaft, das in dem Turnfeste zu Heilbronn und in den beiden Turntagen zu Hanau seinen entsprechenden Ausdruck fand.

Es war im September 1859 beim Turnfeste in Göppingen, als Carl Kallenberg damals in Stuttgart mit mir den Gedanken besprach, ein Turn- und Jugendfest für die gesamte deutsche, turnende Jugend zusammenzurufen.

In Pro. 5 der Turnzeitung von 1860 ging der „Ruf zur Sammlung“ in die Welt und siehe da, wie es in den Alpen geschieht, dass ein Ruf, der auf der Höhe erklingt, eine Schneeflocke löst und diese wachsend als mächtige Lawine niederstürzt, so kam es, wie es geschrieben steht in Uhlands Herzog Ernst von Schwaben:

Als nun die Botschaft in das Reich erging, da fuhr ein reger Geist in alles Volk!!

Von überall her kam freudige Zustimmung; insbesondere von Coburg, wo Stadt und der Herzog Ernst freudig entgegenkamen.

In einer einzigen Besprechung, die Ende April in Coburg stattfand und wobei Georgii, Kallenberg und Dr. Kötz Lindenau mit Coburgern zusammenfassten, wurde alles vorbeireitet und die Tage des 17. und 18. Juni bestimmt.

Es haben sich in diesen Tagen gegen 1200 Turner und Feuerwehrleute in Coburg versammelt aus 130 Orten, die sich auf ganz Deutschland verteilen; ich will einige Städte mit der Zahl ihrer Besucher hersetzen: Berlin 22, Biberach 11, Kaffel 16, Dresden 15, Erlangen 19, Frankfurt a. M. 20, Fürth 20, Gotha 12, Hamburg 21, Hannover 15, Jena 30, Königsberg 4, Leipzig 50, Magdeburg 13, Nürnberg 65, Schweinfurt 26.

Der Turntag wurde Sonntag vormittags zu Ende geführt trotz einer sehr reichlichen Tagesordnung; trotzdem dass die Frage, ob ein deutlicher Turnbund gegründet werden solle, eine ausgiebige Verhandlung veranlasste; er wurde als zur Zeit noch nicht angezeigt, abgelehnt.

Nachmittags ging es in stattlichem Zuge, nach Stämmen geordnet: die Schwaben mit ihrer schwarz-rot-goldenen Fahne voran, hernach die Bayern, Sachsen, Preußen, Märker, Hessen, Friesen; und vor den einzelnen Abteilungen schritten je sechs Festjungfrauen durch die Straßen der Stadt zum Turnplatz.

Der Festplatz lag unmittelbar an der Stadt, ein weiter Wiesengrund, von einer dreifachen Reihe Lindebäume begrenzt.

Es folgte ein Riegenturnen, das an einzelnen Geräten bald in ein Kürturnen überging; Ringkampf und Hochsprung schlossen sich an; Wettlauf fiel wegen schlüpfrigen Bodens leider weg.