Georg Alexander Hansen (1904 – 1944)

„Nach kurzem Studium der Rechtswissenschaft schlägt Georg Alexander Hansen 1924 die Laufbahn eines Berufsoffiziers ein. 1935 wird er zur Generalstabsausbildung an die Kriegsakademie versetzt, wo er von Ludwig Beck beeinflusst wird. Hiernach ist er bis 1943 in der Abteilung Fremde Heere Ost des Heeres tätig und hat auch Kontakte zu Admiral Canaris im Amt Ausland/Abwehr. Nach dessen Absetzung im Januar 1944 rückt er zunächst als Amtschef auf dessen Posten nach, bis die Dienststelle am 1. Juni 1944 als Amt Militär in das Reichssicherheitshauptamt eingegliedert wird. Hansen nimmt wenige Tage vor dem Umsturzversuch an den letzten Besprechungen der Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg teil. Am 20. Juli 1944 hält er sich in Bamberg auf [zu ergänzen ist: Er hält sich in Michelau und Burgellern, einem Ortsteil von Scheßlitz bei Bamberg auf, wo am 15. Juli seine Tochter Dagmar als 5. Kind der Familie geboren wurde. Am 19. Juli war deren Taufe. Im Schloss Burgellern war während des Krieges eine Außenstation der Staatlichen Frauenklinik Bamberg untergebracht. Anm. d. Verfasser.] und kehrt zwei Tage darauf nach Berlin zurück, wo er in seiner Dienststelle verhaftet wird. Wenige Tage später wird seine Familie in „Sippenhaft“ genommen. Am 10. August wird Georg Alexander Hansen vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.“

Wieso ist Hansen trotz allem ein „weit gehend unbekannter Widerstandskämpfer“ geblieben, wie Franziska Bartl in ihrer Facharbeit zu Hansen, 2005 am Albertinum entstanden, schrieb? Wir wissen wenig über die Beweggründe, die Hansen zum Widerstandskämpfer werden ließen. Hansen hinterließ keine Briefe oder sonstigen Aufzeichnungen, die als Quelle für die Beantwortung dieser Frage dienen könnten. Trotzdem wird sein Sohn Karsten in seinem Co-Referat versuchen, sich möglichen Antworten zu nähern.

Die wichtigsten Quellen zur Beteiligung Hansens am deutschen Widerstand und am 20. Juli sind: Hans Bernd Gisevius, einer der Mitverschwörer des 20. Juli, am Tag des Attentats vor Ort in der Zentrale der Verschwörer im Bendlerblock in Berlin, Mitarbeiter der Abwehr, schrieb schon nach seiner gelungenen Flucht in die Schweiz, wo er als Vizekonsul am Generalkonsulat in Zürich tätig war, seine Erinnerungen unter dem Titel „Bis zum bittern Ende“, die 1947 in Deutschland erschienen. Gisevius ist die ergiebigste Quelle, aber natürlich sind auch Gisevius’ Erinnerungen subjektiv und Interesse geleitet und bedürfen wie jede Quelle kritischer Betrachtung; dies gilt auch für seine deutlichen Vorbehalte gegenüber Stauffenberg. Hans Mommsen, ein führender Vertreter der Widerstandsforschung, nennt Gisevius Darstellungen „romanhaft“ (Alternative S. 158). Diese quellenkritischen Vorbehalte gelten erst recht für die sog. „Kaltenbrunner-Berichte“. Die Verhörprotokolle der Sonderermittler zum 20. Juli 1944 sind nicht mehr vorhanden; vermutlich wurden sie durch Kriegseinwirkung vernichtet. Aber die Zusammenfassung mit z.T. wörtlichen Zitaten von Aussagen, die für die Parteikanzlei – also Martin Bormann und Hitler selbst – erstellt wurden, sind noch in Archiven erhalten geblieben. Bei der Würdigung dieser Berichte darf man nie vergessen, dass alle Aussagen immer unter der Androhung von Folter bzw. nach Anwendung von Folter erfolgten. Nach dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes werden diese Berichte „Kaltenbrunner-Berichte“ genannt. Auch diese sind eine wichtige Quelle zu Hansen, wenngleich mit erheblicher Vorsicht zu verwenden, da in allem selbstverständlich immer auch die Haltung der Gestapo zum Widerstand bzw. der Wunsch, Loyalität gegenüber Hitler auszudrücken, steht.