Über die Bauten des Coburger Jugendstilarchitekten Max Böhme wurde bereits an anderer Stelle im Coburg-Magazin gesprochen. Nun soll es um die Person Böhme gehen, der so viele bedeutende Gebäude in Coburg geschaffen und damit das Gesicht der Stadt geprägt hat.

Viele werden gar nicht wissen dass Böhme kein gebürtiger Coburger war. Geboren wurde er am 14. Mai 1870 in Zeitz, welches im Dreiländereck Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt liegt. Nach dem Ablegen des Abiturs in seiner Heimatstadt begann er ein Architekturstudium in Buxtehude bei Hamburg. Dort begeisterte er sich für einen neuen Baustil, der ab 1896 seinen Siegeszug in Deutschland einhielt. Es war der Jugendstil, dessen Zentren München und Darmstadt waren. Dort wollte Böhme unbedingt die neue Architektur kennen lernen und er schaffte es auch in Darmstadt eine Arbeitsstelle zu bekommen. Im Großherzoglich Hessischen Ministerium (Darmstadt war damals die Hauptstadt des Großherzogtums Hessen) war er von 1898 bis 1899 in der Bauabteilung tätig und lernte hier wohl die bekanntesten deutschen Jugendstilarchitekten Peter Behrens, Joseph Maria Olbrich, Hans Christiansen und Ludwig Haich kennen. Sie prägten Böhmes zukünftige Bauten.

Im Jahre 1899 bekam Böhme erstmals die Möglichkeit selber architektonisch tätig zu werden. Die Stadt Halle an der Saale stellte ihn als Zweiten Stadtbaumeister ein. Doch, er war ehrgeizig genug um selber eine Baubehörde führen zu wollen. Diese Möglichkeit erhielt er 1902 als die Herzogliche Residenzstadt Coburg die Stelle die Stadtbauamtsleiters ausschrieb. Seine Referenzen überzeugte die Coburger Stadtspitze so, dass er am 1. Januar 1903 die Stelle antreten konnte. Hier erstreckte sich seine Verantwortung sowohl auf die vielseitigen kommunalen Bauten, als auch auf die Überwachung und Bauberatung der privaten und gewerblichen Projekte. Zunächst aber musste er die begonnenen Objekte seiner Vorgänger zu Ende führen. Dabei war er erfüllt von dem „neuen Geist“ in der Architektur. Das führte aber auch dazu, dass Böhmes Weg in der Anfangszeit seiner Tätigkeit in Coburg sehr dornenreich war. Wie das bei revolutionierenden Umbrüchen so ist, geraten die Avantgardisten gehörig ins Kreuzfeuer der öffentlichen Meinung. Viele hingen noch den historisierenden Bauten eines Julius Martinet nach, der einer von Böhmes Vorgängern war. Doch brachte seine Berufung nach Coburg ihm die Erfüllung seines beruflichen Lebens. Hier konnte er sich endgültig niederlassen und als Architekt und Baufachmann von hohem Können und künstlerischer Begabung beweisen. Bereits die ersten beiden Jahre in der Vestestadt waren für ihn sehr arbeitsreich. Sein erstes Bauwerk in Coburg wurde bereits 1903 eingeweiht. Es war das Direktionsgebäude der Städtischen Werke an der Ecke Bamberger Straße/Schillerplatz. Für seine Familie ließ er sich 1904 ein Jugendstilwohnhaus am Gustav-Freytag-Weg bauen, dessen Schönheit noch heute einem Jeden bezaubert. Der Höhepunkt seiner Karriere sollte aber noch folgen. Dieser war 1907. In jenem Jahr wurden das Ernst-Alexandrinen-Volksbad, die Heiligkreuzschule, das Städtische Krematorium auf dem Friedhof und der Umbau der Städtischen Werke abgeschlossen. Bei all diesen Projekten war Max Böhme federführend daran beteiligt. Die Bauten brachten ihm Anerkennung aber auch Kritik. Zur Einweihung der Heiligkreuzschule wurde Böhme von Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha zum Stadtbaurat ernannt. Der Herzog persönlich war von der Kunst Böhmes sehr beeindruckt. Doch es gab leider auch andere Stimmen. Er würde verschwenderisch mit Steuergeldern umgehen, sagte man damals im Bezug auf die deutlichen Kostenüberschreitungen beim Bau des Volksbades und der Heiligkreuzschule.

Noch in den folgenden Jahren war Max Böhme plante und errichtete er Gebäude in Coburg. Der Stadtrat sprach ihm 1921 eine Anstellung auf Lebenszeit aus. Doch musste er aus gesundheitlichen Gründen allerdings bereits drei Jahre später in den Ruhestand gehen. Max Böhme starb am 19. November 1925 im Alter von nur 55 Jahren nach langem Leiden. In einem Artikel im Coburger Tageblatt vom 20. November 1925 hieß es dazu: „Nicht immer fand er mit seinen Ideen und Plänen Gleichgesinnte, aber dank seiner Beredsamkeit und seiner überzeugenden Sachkunde wusste er sich durchzusetzen. Stets war er der Führer, niemals der Geführte. Mitunter war er der öffentlichen Kritik und ironischen Glossen ausgesetzt, um später doch Anerkennung und Verständnis zu finden, als seine Ideen und seine baukünstlerische Auffassung in der Bürgerschaft Verständnis gefunden hatten.“ Leider hat man viele Jahre Böhmes Wirken nicht sehr geschätzt, was der Teilabbruch des Ernst-Alexandrinen-Volksbades 1977 beweißt. Erst in den letzten zehn Jahren besinnt man sich auf das Erbe und dessen Bedeutung für Coburg. 1998 weihte man auf der Bertelsdorfer Höhe den Max-Böhme-Ring ein und ehrte ihn damit für seine Verdienste, die er sich für Coburg erworben hatte. Die Idee dazu hatte Frau Eva Herold, die mit den drei Töchtern Böhmes freundschaftlich verbunden war. Max Böhmes Grab befindet sich auf dem Hauptweg des Westfriedhofes, auf der linken Seite vom herzoglichen Mausoleum kommend. In dem Grab fanden auch seine Gattin Marie Böhme und sein Schwiegersohn, der Baurat Walter Müller, ihre Ruhestätte.

Bildquelle:
Bild 1: Max Böhme(Fotosammlung Stadtarchiv Coburg)
Bild 2: Max Böhmes Wohnhaus im Gustav-Freytag-Weg (Foto: Christian Boseckert, 2006)
Bild 3: Max Böhme, 2. von links vor dem im Bau befindlichen Alexandrinenturm auf der Senningshöhe bei Mirsdorf (Fotosammlung Eva Herold, entommen aus Coburg, Rathaus – Bürger – Marktgeschehen und der Weg der Frauen ins Rathaus)