In Wenzel Jamnitzers im Coburger Kupferstichkabinett bewahrter Visierung eines Tischbrunnens ist der Entwurf einer opulenten Tafelzier erhalten, wie sie als ausgeführte Werke nur in Ausnahmefällen die Jahrhunderte überdauert haben. Ihr Verfertiger, der in Nürnberg tätige Goldschmied Wenzel Jamnitzer, belieferte die Großen des Reiches mit den begehrten Wunderwerken seiner Goldschmiedekunst.

Jamnitzer galt als einer der ersten Nürnberger Goldschmiede, der in seinem Werk den Formenschatz der Renaissance umgesetzt hat. So sind auch Ornamentik und Architekturelemente des „Coburger Lustbrunnens“ von dem Stil der Renaissance geprägt. Anhand dieser in subtiler Farbigkeit detailliert ausgeführten originalgroßen Visierung konnte sich der Auftraggeber eine sehr genaue Vorstellung von dem geplanten Tischbrunnen bilden. In dem reichen figürlichen Schmuck des Tafelaufsatzes entfaltet Jamnitzer das breite Repertoire allegorischer Anspielungen, wie es für derartige Tafelzier in Renaissance und Barock üblich war. Das zentrale Thema ist hier natürlich das lebensspendende und reinigende Element Wasser sowie das Element Erde. Auf das Wasser sind auch die Meerestiere und Amphibien bezogen, welche – im ausgeführten Brunnen sicher als Naturabgüsse vorgesehen – den Bereich der Fauna vertreten. Beide Elemente verbindet der Gedanke der Fruchtbarkeit, der in den aus ihren Mündern und Brüsten Wasser spendenden Frauen und in den die untere Brunnenschale stützenden Füllhornvoluten mit ihren üppigen Fruchtbouquets – als Zeichen für Fruchtbarkeit und Überfluß – angesprochen ist. In der Sockelzone steht die von Fauna und Flora bevölkerte Felsenlandschaft mit ihren unterschiedlichen, teilweise kristallin geformten Gesteinen für das Element Erde, das als solches mit dem Wasser korrespondiert. Zugleich verweist diese Grottenlandschaft in das Innere der Erde mit ihren Schätzen an Metallen und Mineralien.