Wiederum sieht man im Hintergrund die Einschläge des bombengeschädigten Wohnhauses der Familie Schamberger. Und nochmals Isolde treu an meiner Seite.

Leider kam es in dieser aufregenden Nacht noch zu weiteren Bombenschäden am Güterbahnhof.

Nun zu den Fakten: stellen sie sich bildlich die Lage des Güterbahnhofs vor – und ziehen von da aus eine gerade Linie von Westen ausgehend in östlicher Richtung, dann traf dieser einmalige Bombenabwurf immerhin gleichzeitig drei Stellen, (nämlich den Güterbahnhof, das Institut Stadtler, und auf Bergeshöhe das Schambergische Wohnhaus).

Fazit:
Aus unerklärlichen Gründen, glaubte die Bevölkerung, dies war der erste Bombenangriff auf unsere Stadt, was aber die Berichterstattung verschwieg. Immerhin in der Nachkriegszeit stellte man durch Recherchen fest, es handelte sich in dieser sagenhaften Nacht am 20. August 1940 um einen dramatischen Bombenabwurf.

In jener Nacht wurde also unserer Flakabwehr ein englisches Flugzeug angeschlossen und getroffen. Verzweifelt versuchte die Besatzung, die an Bord führenden Bomben vor dem Absturz abzuwerfen. Die drei Absturzstellen nannte ich eben.

Wie gesagt, das Flugzeug flog also mit letzter Kraft über Coburg und zerschellte letztendlich im Coburger Land im „Einberger Wald“.

Bewundernswert, dass sich damals die Gemeinde Einberg nicht an die Gesetze des Nazi – Regimes hielt. Denn sie bewiesen Menschlichkeit und Mut. Nachdem sie in Eigenregie nach christlichem Vorbild die drei abgestürzten Engländer und somit feindliche Soldaten auf den Friedhof die letzte Ehre erwiesen und bestatteten. Zudem sollen zwei Engländer verwundet diesen Absturz überlebt haben und sie konnten sich mühselig bis nach Spitelstein durchschlagen – aber nicht bei den Bürgern verstecken. Tragisch wurden die beiden im Ort verhaftet, und niemand weiß, wo sie die Gefangenschaft verbrachten.

Übrigens ein paar Jahre zurückliegend, das kann 2006 gewesen sein, wurde die Gemeinde Einberg wegen ihrer damaligen Tatkraft vom englischen Militär geehrt. Weil sie an der Absturzstelle des zerschellten englischen Flugzeuges einen Gedenkstein errichteten. Natürlich zur Erinnerung an das dramatische Kriegsereignis.

Um nun den Kreis zu schließen, muss ich nochmals auf das Institut Stadtler mit seiner wechselvollen Geschichte zurückkommen. In der Nachkriegszeit wurde nur das Wohnhaus der Familie Stadtler aufgebaut und nicht mehr das Institut. Aber das Vorderhaus zur Ketschendorferstrasse hin diente einst Dr. Büchner als Arztpraxis und Wohnung.

Nachfolgend zählt diese Gebäude heute  zum Terrain der Firma Brose.

Abschließend verlor vor ein paar Jahren auf tragische Weise der Sohn Adi Stadtler an der Kreuzung Ehrenburg/Marstall durch einen Lastwagenunfall sein Leben. Zuvor in der Nachkriegszeit war Adi Stadtler als erster Lehrer beim BGS in Coburg tätig. Auf dessen Empfehlung unterrichtete dort auch zeitweise mein Vater die BGS Beamten.