Feste und Feiern – So feierten wir vor einem Jahrhundert

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Stolze 10 Mark Eintrittsgebühr musste entrichten, wer in gehobenem Ambiente das neue Jahr 1921 begrüßen wollte.

Münchner Fasching

Am 15. Februar 1920 fand der „Münchner Fasching“ im Saal des Hofbrauhauses in Coburg statt. Veranstaltet wurde dieser vom „Club“, dem Verein zur Pflege der Tanzkunst und Geselligkeit Coburg. Für einen unterhaltsamen Sonntag und Montag sowie große Begeisterung sorgte „Krahmanns Varietee“  mit seinen artistischen Darbietungen, bei denen die Aufführungen der Akrobaten Eindruck hinterließen. Aber auch ein Kunstpfeifer, ein Humorist und Sängerinnen imponierten dem Publikum. Tanzmeister Charly Rigo beeindruckte mit „graziösen“ Tänzen.

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Großes Künstlerfest

Am 10. April 1920 wurde im Saal des Hofbrauhauses das „Große Künstlerfest“ unter dem Motto „Erste bayerische Kirchweih“ in Anlehnung an den baldigen Beitritt Coburgs zu Bayern ausgerichtet. Um zur „Stärkung des bayerischen Nationalgefühls“ beizutragen, schmückte man den Saal mit  Tannengrün und Requisiten. So wurde eine oberbayerische Gebirgslandschaft gestaltet. Zehn Mark Eintritt plus eine Mark Vergnügungssteuer mussten die Coburger berappen, um bei dem umfangreichen Unterhaltungsprogramm, das sich thematisch auf Bayern bezog, dabei sein zu können.
Dafür wurden die Gäste mit einem „Männerquartett, Ballett, Spitzentänzen, Duo- und Sologesängen und Bauernkomödien“ belohnt. Das Coburger Landestheater stellte die Akteure.

Daneben waren in der Coburger Innenstadt Buden wie der „Glückshafen und Lotterie Bayerische[s] National-Knödelwerfen, Preiskegeln, Schießbude“, die Weindiele im Staatsratkeller, das Dorfwirtshaus zur „g‘schwollenen Flasche“, das Braustübl „zur blauen Dampfnudel“ und das „Wahrsagekabinett“ zu finden. Aufgrund der großen Nachfrage nach „modernen“ Tänzen wurde im Hofbrauhaus sogar ein extra Raum eingerichtet, in dem „neue“ Musik zum
Tanzen gespielt wurde (bei einer Zusatzgebühr von drei Mark), während im großen Saal vor allem „alte“ Musik zu hören war. Um der Kirchweih einen
angemessenen Rahmen zu geben, wurde im Vorfeld darauf hingewiesen nicht in „Balltoilette“, sondern in „Bauernanzügen, Dirndlkostümen“ und „Sportanzügen“ zu erscheinen.

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200-jähriges Fahnenjubiläum der Schützengesellschaft

In die erste Augustwoche fiel der Großteil des „200-jährigen Fahnenjubiläums der Schützengesellschaft“, das aufgrund des Ersten Weltkrieges erst fünf  Jahre nach dem offiziellen Jubiläumsjahr stattfinden konnte. Bereits ein Jahr zuvor hatte das erste Coburger Vogelschießen stattgefunden, damals noch „ohne Bratwurst und mit dünnem Bier“ wie der Schützenkönig Hans -Herbert Hartan verrät. Am 5. August wurde die Schützenfahne mit der Aufschrift „S. P. Q. C.“ (Senatus Populusque Coburgensis ~ Senat und Volk von Coburg) am Marktplatz geschmückt und auch die anliegenden Häuser wurden beflaggt. Danach fand der Einzug des Festzugs mit 26 verschiedenen Fahnen, musikalischer Begleitung und Gesang statt. Nach der Bekränzung der Fahne mit einem Band aus Seide und der Übergabe eines Fahnennagels durch die Gothaer Schützen markierte ein weiterer Umzug mit dem Zielort Anger das Ende des Festtages. Das Fest klang am 10. August mit der Rückgabe der Schützenfahne ins Rathaus aus. Anschließend wurde der Schützenkönig Willy Schilling ausgezeichnet.

Foto der Schützengesellschaft auf dem Marktplatz