Kinogeschichte Teil III

Filmstar und Komiker Heinz Erhardt besucht Coburg zur Premiere des Films: Vater, Mutter und 9 Kinder (1959)
Eintrag von Gert Fröbe im Gästebuch des Romantikhotels Goldene Traube.

Weihnachten 1949 eröffneten die Heubleins das neue Burgtheater in der Rosenauer Straße 15 mit dem Film „Die Reise nach Marrakesch“. 1955 folgte direkt nebenan das Casino. In den folgenden Jahren kamen zwei weitere Lichtspielhäuser hinzu: In der Badergasse 7 das Central und in der Mohrenstr. 9 das Passage-Kino, so dass 1965 in insgesamt sechs Kinos Filmvorführungen besucht werden konnten.

Begleitet von einer großen Anzeigenkampagne lief Anfang der 1960er-Jahre im „Casino“-Kino überaus erfolgreich der heutige „Filmklassiker“ und mehrfach preisgekrönte, u.a. mit 11 Oscars ausgezeichnete, Monumentalepos „Ben Hur“ in Coburg an. Der mit einer Laufzeit von 3 1/2 Stunden nicht nur außergewöhnlich lange Film, kam durch sein für damalige Verhältnisse sehr breites Bildformat (MGM Camera 65, Seitenverhältnis: 2.76:1) nur in einem entsprechend ausgestatteten Kino richtig zur Geltung. Über 100.000 Besucher aus Stadt und Land sahen in den Film in der mehrere Wochen umfassenden Spielzeit. Auch in den Jahren danach war der Film immer wieder im Programm und erfreute sich auch dann noch relativ großer Beliebtheit.

Während internationale Produktionen bevorzugt über die Cinemascope-Leinwand des Burgtheaters flimmerten, entwickelte sich das UT in den 50er und 60er Jahren zur Hochburg des deutschen Films und seine Stars gaben sich die Klinke förmlich in die Hand: Dieter Borsche war 1952 einer der ersten, Ruth Leuwerik, Toni Sailer, Georg Thomalla und Wolfgang Neuss folgten. Nicht zu vergessen Gerd Fröbe, der 1965 zur Premiere von „Goldfinger“ ins UT kam. Zur Premiere von „Vater, Mutter und 9 Kinder“ (17.02.1959) durfte Familie Heublein Heinz Erhardt als Gast im Burgthater begrüßen. Jo Herbst und Karin Baal stellten ihren Film „Die Halbstarken“ vor und Rudolf Lenz begleitete seine „Sennerin von St. Kathrein“.

Nach dem plötzlichen Tod von Alfred Heublein bei einem Autounfall übernahm dessen Ehefrau Adelheid 1972 die Geschäftsleitung im Burgtheater. Bereits seit den 50er Jahren arbeitete Werner Gutmann als Geschäftsführer in M. Birnbaums UT, das er schließlich 1979 als Alleininhaber übernahm. Dem in vielen Gremien, darunter auch die Bayerische Filmpreis-Jury, engagierten Kinoförderer ist es zu verdanken, dass Filmpremieren in Coburg zu gesellschaftlichen Ereignissen avancierten. Lustspielstars wie Uschi Glas und Beppo Brem wurden zu Stammgästen im UT – und das einstige „Schätzchen“ wurde für ihre Coburg-Treue 1977 gar mit der Stadtmedaille dekoriert.

Verschiedene Kinokarten aus Coburger Kinos (Kali-Lichtspiele, Burgtheater, Passage-Lichtspiele, Central-Lichtspiele). Foto: Horst Jürgen Schunk.
Ankunft von Gert Fröbe in Coburg (1965). Foto: Horst Jürgen Schunk