Max Schamberger: Der Beginn des 1. Weltkrieges

Doch nun hat der Beginn des ersten Weltkriegs alles verändert. 14 Tage nach der erfolgreichen Musterung nimmt Dr. phil. Max Schamberger Abschied von seinem Gymnasium in Neuhaldensleben, dem gefälligen Schulbau mit einem gepflegten Vorgarten und einem schmiedeeisernen Tor, und damit von seinem bürgerlichen Leben. Er tritt seinen Militärdienst zunächst in der Kaserne in Magdeburg und dann in Altengrabow an. Ein Foto, das er seinen Eltern nachhause schickt, zeigt ihn in der graugrünen Uniform des Infanteristen, mit einer Pickelhaube, klobigen Stiefeln und dem 27 Kilo schweren Marschgepäck.

An der Front in Belgien und Frankreich wartet man  schon auf Soldaten wie ihn. Der Krieg hat sich nämlich keineswegs als der erwartete kurze, leichte und ruhmreiche Waffengang, sondern als Menschen verschlingendes Gemetzel entpuppt. Der Kampf war hin- und hergegangen, und jetzt, Ende 1914, graben sich die Armeen auf einer Linie von der Nordsee (Belgien) südwestlich durch Frankreich bis zur Schweiz hin ein. Es beginnt ein mörderischer Stellungskrieg.

So ist die Lage, als Max Schamberger im November 1914 seinen Abmarschbefehl an die Front erhält. Vor dem Abmarsch setzt er seinen Letzten Willen auf. Das Testament beginnt so:

Liebe Eltern!                                     

In dem Augenblick, wo Ihr diesen Brief erhaltet, befinde ich mich nicht mehr unter den Lebenden und die inständige Bitte eines Toten ist: Härmt Euch nicht zu sehr um mich und ertragt meinen Tod gelassen. Es tröste Euch die Versicherung, daß ich in völliger Ergebung in Gottes Willen in den Kampf gezogen bin in der Überzeugung, daß allen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.

Sein Vermögen, bestimmt er, soll sein Bruder Albert erhalten. An seine Lehrerkollegen verliehenes Geld soll nicht zurückgefordert werden, wenn diese den „Heldentod“ sterben. Von dem Nachlass sollen seine Patenkinder und die Kinder von Freunden beschenkt werden. Für die kleine Ilse soll zudem Geld zur Konfirmation und Hochzeit zurückgelegt werden. Seine Bibliothek lässt er unter Verwandten und Lehrerkollegen aufteilen.

Mein letzter und innigster Wunsch ist, daß es Euch, liebe Eltern, und Albert mit seiner Familie gut gehen möge und daß Ihr alle noch lange in Gesundheit, Glück und Zufriedenheit leben möget.

In dieser Hoffnung und in der Hoffnung auf ein einstiges Wiedersehen im Jenseits ruft Euch allen ein letztes herzliches Lebewohl zu

Euer Max.