Carin Lossnitzer – Gründerin des Coburger Puppenmuseums

Carin Lossnitzer

Das Museum wurde als Privatmuseum durch das Sammlerehepaar Carin und Dr. Hans Lossnitzer im Jahr 1987 gegründet. Vorausgegangen ist eine jahrzehntelange Sammeltätigkeit. Carin Lossnitzer wurde 1934 in Berlin als Tochter des Kaufmanns Otto Rossbach geboren. Von seinen Handelsreisen brachte der Vater ihr zahlreiche Puppen mit. Bereits mit sieben Jahren konnte sie eine kleine Sammlung an Porzellan-, Celluloid-, Trachten- und Käthe-Kruse-Puppen ihr eigen nennen. Carin Lossnitzer hegte und pflegte ihre Puppen und versteckte sie vor ihren vier Geschwistern in der untersten Schublade ihres Kleiderschrankes. Nur eine dieser Puppen hat sich bis heute erhalten: Die Babypuppe von Armand Marseille ist in der „Säuglingsstation“ ausgestellt. Alle anderen musste Carin Lossnitzer zurück lassen, als sie zunächst kinderlandverschickt wurde und später am Ende des Zweiten Weltkriegs über verschiedene Stationen nach München floh.

Die Liebe zu den Puppen hat sie sich das ganze Leben lang bewahrt. Bereits als Fünfjährige nähte und häkelte sie für die Puppenkinder und träumte von einer lebensechten Puppe. Ihr Berufswunsch Bildhauerin wie ihr Großvater zu werden, wurde ihr allerdings vom Vater verwehrt. Stattdessen schickte er Carin auf die Adolf-Lette-Schule für Mode und Textil in Berlin. Dort genoss sie eine Ausbildung als Schneiderin und Direktrice (Designerin). Beides kam ihr später zu Gute: Das künstlerische Talent des Großvaters setze sie ab 1978 beim Modellieren ihrer eigenen Puppen ein, für die sie auch die Kleidchen entwarf und schneiderte. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits verheiratet und lebte in Ettlingen bei Karlsruhe in Baden-Württemberg.

Bereits Ende der 1960er Jahre hatte Carin Lossnitzer angefangen zu sammeln, was nicht verwundert, da sie in einer Familie mit einem Faible für Antiquitäten aufgewachsen war. Sie selbst spezialisierte sich auf Puppen und Puppenstuben und konnte auf einiges Spielzeug zurück greifen, welches die Familie ab 1925 kaufte und sammelte. Weitere Objekte generierten sich aus unterschiedlichen Quellen: dem Sperrmüll, der vor allem in den 1960er Jahren auch viel heute Wertvolles enthielt, den ersten Flohmärkten, die Anfang der 1970er Jahre in Stuttgart und Karlsruhe veranstaltet wurden, dem Antiquitätenhandel, den speziellen Sammlerbörsen für Spielzeug sowie den Auktionshäusern im In- und Ausland bis hin zu Sotheby´s. Rasch kamen an die 900 Puppen zusammen, die Carin Lossnitzer 1978 in der Kunsthalle in Karlsruhe zum ersten Mal ausstellen konnte. Weitere Ausstellungen in Schloss Bruchsal, einer Außenstelle des Badischen Landesmuseums, folgten immer zur Weihnachtszeit. Ihre Präsentationen erfreuten sich großer Beliebtheit bei den Besuchern, die auch zum weiteren Anwachsen der Sammlung beitrugen: Rund 1.000 Puppen, 50 Puppenstuben, -häuser und Kaufläden sowie zahlreiches Zubehör kam somit zusammen und benötigten vor allem auch Platz.

Mit dem Erfolg der Ausstellungen reifte die Idee, ein eigenes Museum zu gründen. In der Standortwahl war Familie Lossnitzer recht frei, denn Dr. Hans Lossnitzer sah seiner Pensionierung entgegen und die drei Kinder waren außer Haus. So bestimmten die Puppen die Richtung: Zwei Drittel von ihnen wurden einst in der Spielzeugregion zwischen Coburg und Gotha hergestellt, so dass sich Carin Lossnitzer entschloss, sie wieder „nach Hause“ in ihr Herkunftsgebiet zu bringen und sich dort nach einem Standort für das Museum umzusehen. Am 14. Juli 1987 eröffnete sie das Coburger Puppenmuseum in der Rückertstraße, dessen Gebäude vorher umfänglich saniert wurden. 20 Jahre lang führte das Ehepaar Lossnitzer das Museum privat. Im Jahr 2007 wurde es von der Stadt Coburg übernommen und wird seither unter wissenschaftlicher Leitung betrieben. Carin Lossnitzer verstarb im Februar 2009. Dr. Hans Lossnitzer lebt in der Nähe seiner Tochter im Großraum München.