Die Coburger Märbelmühle

Im Naturkunde-Museum Coburg befinden sich die letzte thüringisch-fränkische Märbelmühle sowie eine große Sammlung mit Märbeln (auch Murmel, Schusser oder Klucker genannt).

Die Herstellung dieser Kugeln war einer der bedeutendsten Industriezweige in Südthüringen und im Coburger Land und konzentrierte sich an den Oberläufen der Flüsse Werra, Grümpen, Effelder, Itz, Lauter und Steinach. In diesem Gebiet steht der Muschelkalk an, dessen Kalksteine den Rohstoff für die Märbelherstellung lieferten.

Die Märbelindustrie wurde Mitte des 18. Jahrhunderts möglicherweise von Emigranten aus Salzburg eingeführt und erreichte um 1800 ihren ersten Höhepunkt, als man die Märbel als Schrot für Schiffsgeschütze exportierte. Bis 1890 stieg die Zahl der Märbelmühlen auf über 70. Mit dem ersten Weltkrieg kamen fast alle Märbelmühlen zum erliegen. Die letzten arbeiteten in den dreißiger Jahren.

Viele Märbeln, hauptsächlich die mittleren Größen, sind Spielkugeln. Das Schröpfen (Entziehen, Abnehmen) mit Märbeln ist eines der beliebtesten Kinderspiele und wird heute noch mit derselben Ausdauer und Leidenschaft betrieben wie früher. Es ist nicht nur unterhaltend, sondern fördert auch die Geschicklichkeit des Spielers. Es werden von verschiedenen Kindern Märbel in kleinen Abständen ausgelegt und dann ihnen mit Märbel gerollert. Wird der ausgelegte Märbel getroffen, so darf er weggenommen werden. Wird dieses Ziel nicht erreicht, rollert der Gegner. In einer anderen Variation des Spieles wird eine Vertiefung, ein rundes Loch, in die Erde gegraben und einige Märbel als Satz hineingelegt. Aus einer bestimmten Entfernung rollert der Spieler mit seinem Märbel nach dem Loch. Hat er Glück oder genügend Übung und Geschicklichkeit und bringt seinen Märbel ins Loch, darf er den ganzen Satz seinem Märbelsack einverleiben. Bringt er ihn nicht ins Ziel, muss er seinen Märbel um Satz legen.

In neuerer Zeit werden hauptsächlich kleinere Märbel zu den beliebten Mosaikspielen verwendet. Allerdings sind dies meist Tonkugeln in der bekannten Färbung als Gold-, Silber und Brilliantmärbel.