Die Coburger Tanzcafés der 60er Jahre – Erinnerungen II

Ein Beitrag von Egbert Henke

Der Hofbräusaal um 1928 Foto: R. Uhlenhuth Quelle: StadtACo.,Fo._04.01._M_00007

Wir sollten um 18.30 Uhr beim Tageblatt in der Mohrenstraße sein. Gespannt, ob die drei auch wirklich kommen würden, standen wir pünktlich an der Ecke Hindenburgstraße – Mohrenstraße. Und tatsächlich erschienen sie kurz nach halb sieben und führten uns in einen dunklen Gang gleich um die Ecke, eine Treppe hoch und nachdem wir für die Mädels natürlich Eintritt bezahlt hatten, in einen wie mir schien riesigen Tanzsaal. An einer Schmalseite eine große Bühne, an den anderen drei Seite eine Empore, die über eine Treppe zu erreichen war. Wir waren im legendären „Hofbräusaal“, weil dort nur Coburger Hofbräubier ausgeschenkt wurde. In dieser Passage befanden sich auch die Conrad-Rüger-Stuben und am anderen Ende in der Badergasse das Central-Kino, heute Sport-Ott. Die Zeit verging wie im Fluge und unsere Mädchen ließen sich auch nicht überreden länger als bis halb zehn zu bleiben. Sie hatten Angst, die Sitten-Edith (KHK Edith Seifarth) würde auftauchen und dann gäbe es Probleme. Mit ihr war ich später ebenfalls befreundet. Bei den Tanzveranstaltungen, wie Bäckerfasching, Schwimmerfasching und VfB-Fasching war dort buchstäblich die Hölle los, da tanzte der Bär und wir mittendrin. Fantastisch! Auch andere Feste und vor allem die Boxkämpfe der damals renommierten Boxstaffel des VfB-Coburg wurden dort abgehalten. Da wir samstags keinen Zapfenstreich hatten, blieben wir natürlich bis zum bitteren Ende. Wir hatten uns mit den Dreien für Mittwoch verabredet und uns wurde das „Quick“ in der „Spit“ vorgeschlagen – Gaststätte, Cafe und Eisdiele in einem. Wenn man sich irgendwo in der Stadt verabredete, dann kam nur das Quick in Frage. Böse Zungen behaupteten damals, dass dort gedealt würde. Uns ist nie etwas aufgefallen. Alle diese Lokale sind leider nicht mehr vorhanden, was vielleicht sogar ganz gut ist, um Neuem Platz zu schaffen. Rückblickend allerdings ist es bedauerlich. Ja, das wars, worüber ich mal berichten wollte. Übrigens, eines der drei Mädels habe ich vier Jahre später geheiratet.

Der Abbruch der Hofbräugaststätten am 1. August 1972. Quelle: StadtACo., Fo._04.01._M_00008