1. Juli – 16. Oktober 1931: Die Absetzung des Ersten Bürgermeisters Erich Unverfähr.

Nachdem die Nationalsozialisten bei den Stadtratswahlen 1929 die Mehrheit im Stadtparlament erlangt hatten, ihre Mehrheit aber nicht nutzen konnten, da auch der Erste und Zweite Bürgermeister im Stadtrat stimmberichtigt waren und sich somit ein Mehrheitsverhältnis für die Nicht-Nationalsozialisten ergab, versuchten die Anhänger Hitlers alles, um die absolute Macht in Coburg zu erlangen. Der erste Schritt hierzu war der Kampf für eine dritte Bürgermeisterstelle. Dieses Ziel wurde im August 1930 erreicht. Damit hatte man im Stadtrat eine Pattsituation hergestellt. Als Nächstes galt es nun in den Augen der Nationalsozialisten, den Ersten und den Zweiten Bürgermeister auszuschalten, damit ihr Dritter Bürgermeister, Franz Schwede, die Macht in Coburg übernehmen konnte.

Man versuchte dies zu erreichen, indem man den Ersten Bürgermeister Unverfähr und den Zweiten Bürgermeister Altenstädter massiv durch propagandistische Kampagnen unter Druck setzte. Beide waren diesen Angriffen gesundheitlich nicht gewachsen. Am 1. April 1931 ließ sich Altenstädter krankheitshalber pensionieren. Zum 1. November 1931 wurde dann auch Unverfähr in den vorzeitigen Ruhestand geschickt, nachdem die Nationalsozialisten ihn wegen seines häufigen krankheitsbedingten Fehlens bei Stadtratssitzungen zu mehreren entwürdigenden ärztlichen Untersuchungen geschickt hatten, bei denen attestiert wurde, dass Unverfähr arbeitsunfähig geworden sei.[1] Nachfolger Unverfährs wurde am 16. Oktober 1931 Franz Schwede. Neuer Zweiter Bürgermeister wurde der Nationalsozialist Werner Faber und neuer Dritter Bürgermeister wurde das Stahlhelmmitglied Wilhelm Rehlein, der diesen Posten wohl als Gegenleistung für seine Stimme bei Schwedes Wahl zum Dritten Bürgermeister bekam.[2]


[1] „Voraus zur Unzeit“. Coburg und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland. Katalog zur Ausstellung der Initiative Stadtmuseum Coburg e. V. und des Stadtarchivs Coburg im Staatsarchiv Coburg. 16. Mai bis 8. August 2004. Coburg 2004. (= Coburger Stadtgeschichte. Band 2). S. 17; Popp, Steffen: Coburgs Weg in den Nationalsozialismus 1919-1931: Die Etablierung des völkischen Antisemitismus und der Aufstieg der NSDAP. Offenbach am Main o. J. (Online unter: https://www.complifiction.net/wp-content/uploads/2012/03/Coburgs-Weg-ins-Dritte-Reich.pdf. Stand: 06. Januar 2010). S. 43.

[2] „Voraus zur Unzeit“. S. 17; Popp: Coburgs Weg in den Nationalsozialismus 1919-1931. S. 43.