Die Flößerei von Thüringen nach Coburg Teil V

Bei jeder Flöße sank Holz auf den Grund des Floßgrabens. Es wurde nach Beendigung der Flöße als Grundholz geborgen und in den Dörfern frei verkauft. Das letzte erwarb im Jahre 1863 der Parkwärter Lieb zu Mönchröden um 15 Kreuzer. Geflößt wurde Scheitholz. Die Scheite wurde auf 4 „Nürnberger Waldschuh“ geschnitten = 1,20 m und zu Klaftern geschichtet. Ein Klafter waren damals 2,86 Raummeter. Später wurden Maße abgepostet, die 3,27 Raummeter gaben. Im Jahre 1826 wurden erstmalig Blöcher geflößt in Längen von 12 und 16 „Nürnberger Schuh“ = 3,60 m und 4,80 m. Dieser Versuch mußte nach einigen Jahren aufgegeben werden, weil die Blöcher sich andauernd an den Grabenrändern festklemmten.

Von 1579 bis 1735 flößte Coburg nach eigenem Ermessen. Als 1735 die“Fränkischen Wälder“ zum größten Teil zu Meiningen kamen, mußte das Flößholz dort gekauft werden. Es wurde ein Vertrag mit Meiningen abgeschlossen, der in 10 Artikeln die Menge, den Preis, die Zahlungsweise und die Übergabe festlegte. Meiningen flößte das Holz aus seinen Waldungen bis zu dem neu angelegten Floßrasen in Oberlind, postete es dort zur Abnahme durch Coburg auf und stellte sein Wasser aus der Steinach und den Flößteichen zur Verfügung. Auf 100 Klafter wurde eine „Einwähr“ von 10 Klaftern unentgeltlich gegeben. Das Holz aus dem Hasenthaler Bezirk (noch zu Coburg gehörig) durfte gegen Entrichtung von ½ Batzen Durchlassgeld durch Meininger Gebiet geflößt werden. Dieser Vertrag wurde dauernd erneuert, der letzte im Jahr 1853 legte fest, dass nur noch 10 Jahre geflößt wird, weil die Meininger das Holz selbst benötigen bzw. sehr hohe Preise verlangten. Schon Jahre vorher versuchte die Regierung von Coburg die Not an Feuerungsmaterial zu beheben. Leider schlugen die Bemühungen fehl, im eigenen Land Steinkohlen und Torf zu graben. Die Bohrversuche nach Steinkohle in Neuses am Brand, Grub am Forst, Heldritt und Sauloch scheiterten und das Torfstechen bei Mönchröden brachte auch nichts ein. Da brachte der Eisenbahnanschluß nach Lichtenfels die Rettung. Jetzt konnten Steinkohlen aus Zwickau herangeschafft werden. In aller Eile mußten die Öfen auf Steinkohlenfeuerung umgebaut werden und als 1863 das letzte Floßholz in Coburg verteilt war, brauchte niemand mehr um Feuerungsmaterial zu bangen.

Nach 285 Jahren ist der Floßgraben, der Coburg mit einem wichtigen Gut versorgt hat, überflüssig geworden. Am 12. April 1863 berichtet der Oberförster Obenauf aus Mönchröden an das Ministerium, dass der Flößgraben entbehrlich geworden und es wohl das Beste sei, den“ohnehin polizeiwidrigen“ Graben gehörig einzuebnen. Das geschah dann auch in Mönchröden und an vielen anderen Stellen. Ein späterer Versuch, den Graben noch zur Bewässerung der Wiesen zu benutzen, hatte keinen Erfolg, weil die Bauern aus Thann und Kemmaten und der Müller in Haarbrücken sich nicht einigen konnten.